Sonntag, 16. Juli 2017

"Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden"
 von Raymond Carver



"Ich hörte das Menschengeräusch, das wir machten, während wir dasaßen ..."

Es bleiben in Erinnerung ...

... die Stories

Raymond Carver erzählt von Hoffnungslosigkeit, von abhanden kommender Orientierung und Liebe. Kleine Katastrophen bahnen sich im Zwischenmenschlichen an, lassen Paare nebeneinander herleben ohne rettende Idee, wie es weitergehen soll. Der Autor erweist sich als Meister der Lakonie und lässt uns gerne zwischen den Zeilen lesen. Vom Begehren und Sehnen, der Lust an Gewalt und Zerstörung und vom tröstenden Glas Alkohol. Einfache Menschen versuchen einfach nur glücklich zu sein und das wird zur schweren Lebensaufgabe.

... ein Zitat

"Er steht auf und füllt ihre Gläser nach.
Das war's, sagt er. Ende der Geschichte. Ich gebe zu, es ist keine sehr aufregende Geschichte.
Mich hat sie interessiert, sagt sie.
Er zuckt mit den Schultern und nimmt seinen Drink mit hinüber ans Fenster. Es ist inzwischen dunkel geworden, aber es schneit noch immer.
Die Dinge verändern sich, sagt er. Ich weiß nicht, wie sie das tun. Aber sie tun es, ohne dass man es merkt oder dass man es möchte."

... was mich bewegt hat

Die stille Verzweiflung, für die die Protagonisten manchmal noch nicht mal Worte finden. Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.

... die Sprache

Minimalistisch und knapp. Einfacher Satzbau.

... ein Fazit

Die Stories gefallen mir nicht immer, und wie er sie zu Ende bringt, auch nicht. Ich würde nicht "offen" dazu sagen (das mag ich normalerweise), eher irritierend. Vielleicht liegt es an den erheblichen Streichungen, die Carvers Lektor vorgenommen hat? Kenner empfehlen nämlich, man solle zur ursprünglichen Version dieses Buches greifen, also zur unlektorierten Fassung, die erst nach Raymond CarversTod erschienen ist. Diese trägt den Titel "Beginners", weist etwa doppelte Seitenzahl auf und lässt fast alle Geschichten in einen anderen Schluss auslaufen. Carvers Witwe hat auf diese Veröffentlichung bestanden, wohlwissend, dass ihr Mann sehr mit den maßlosen Kürzungen haderte. Mir stellt sich die Frage nach der Autorität eines Lektors. 

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