"Falke" von Helen Macdonald
"Diese gelassenen, betörend schönen Räuber der Lüfte ...
Es bleibt in Erinnerung ...
... das Natur- und Kulturgeschichtliche, das Helen MacDonald zusammengetragen hat. Die Natur als Spiegel des Menschen. Was wir der Natur zuschreiben oder in ihr erblicken, hat viel mit uns selbst zu tun: in antiken Mythen gilt der Falke als Bote zwischen Himmel und Erde, sowie zwischen Göttern und Menschen. Zudem wird er oft mit Heirat und Fruchtbarkeit assoziiert. In Kasachstan vertreibt der stechende Blick des Falken Dämonen. In Ägypten werden Verstorbene als fortfliegende Falken dargestellt. Wir sehen in ihm Stolz, Mut und Kampfgeist. Alles Menschenzuschreibungen.
In weiteren Kapiteln geht es um die Falknerei und den Einsatz abgerichteter Falken im Krieg und schließlich um seine Arterhaltung und die Ansiedlung im urbanen Raum. Helen MacDonald lobt ein gestiegenes Umweltbewusstsein und befürwortet die unterstützende Züchtung von Falken in Gefangenschaft, um sie anschließend auszuwildern. Alleine der Peregrine Fund setzte Anfang der 1980er Jahre über hundert Wanderfalken aus. Doch eine Gefährdung durch chemische Schadstoffe und Habitatsverlust besteht weiterhin. Man sollte nicht nachlassen, die Falkenpopulationen aufmerksam zu beobachten und zu schützen.
... ein Zitat
"Die Geschichte von Untergang und Wiederauferstehung des Wanderfalken ist wahrhaft einzigartig. Noch vor vierzig Jahren kursierten allenthalben düstere Prognosen vom Aussterben dieser Art. Inzwischen ist der Wanderfalke von der Liste der in den USA bedrohten Arten wieder gestrichen. Um ihn zu retten, wurden Millionen Dollar investiert und engagierten sich Tausende von Menschen, Universitäten, Regierungen, Unternehmen, ja sogar das Militär. Doch was genau fasziniert uns an solchen Erfolgsgeschichten, die von der Rettung einer Tierart erzählen?"
... was mich bewegt hat
Falke ist nicht einfach nur der Stoff, aus dem dieses Buch gemacht ist, sondern der Greif, der die Autorin bereits als Kind fasziniert hat. Für sie stand schon damals fest, dass sie Falknerin werden wollte. Sehr berührend sind die Dankesworte an ihre Eltern am Ende des Buches:
"Zuletzt möchte ich einen ganz besonderen Dank meinen unendlich geduldigen Eltern aussprechen, die einem kleinen Mädchen erlaubten, seinen Turmfalken bei sich im Schlafzimmer auf dem Bücherregal übernachten zu lassen, obwohl er einen Riesendreck machte."
... die Sprache
Im Grunde ist es die Sprache eines Sachbuches, aber Helen MacDonald liebt es auch, zu erzählen. Ich empfand das als sehr angenehm. Manchmal gerät die Sprache gar ins Schwärmen, wird die einer ganz persönlich berührten Falknerin.
... ein Fazit
Wen Greifvögel faszinieren (so wie mich), der sollte dieses Buch lesen. Wissenswertes und ein Hauch von Anbetung, das ist es, was dieses Buch ausmacht.
Übrigens ein Buch in hervorragender Aufmachung. Anschaulich bebildert, schönes Schriftbild, feste Seiten. Ein kleines Schmuckstück.
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