Montag, 24. Juli 2017

"Ventoux" von Bert Wagendorp



"Ich verstehe jetzt, wieso Moses wegen der zehn Gebote auf einen Berg rauf musste."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Nach dreißig Jahren beschließt eine Gruppe von Freunden, ein zweites Mal mit ihren Rennrädern auf den Ventoux zu fahren. Bei der ersten Tour muss etwas passiert sein, denn von den vier Freunden kehrten nur drei nach Hause zurück. Laura, das einzige Mädchen im Bunde, spielt eine undurchsichtige Rolle und fasziniert die Freunde und ob ihrer Unergründlichkeit auch den Leser.
Laura verschwindet nach der ersten Bergtour aus dem Leben der Jungen und meldet sich erst nach all den Jahren wieder, um mit den Männern ein weiteres Mal den Ventoux zu bezwingen. Dahinter steht die Hoffnung, es käme endlich zur Klärung damaliger Vorfälle. Wie und warum wurde Peter in einen Unfall verwickelt und weshalb ist Laura weggegangen? Die Tour soll Antworten bringen und tatsächlich kommt Überraschendes ans Tageslicht.
Die Story lebt von den einzigartigen Charakteren und der wunderschönen Bergkulisse. Die sportliche Anstrengung und der Versuch, ein Team zu bilden, stehen im Mittelpunkt. Im Leben müssen immer wieder Entscheidungen getroffen werden. Auch das rückt ins Zentrum und macht diesen Roman mit aus.

... ein Zitat

"Im Windschatten der drei Männer vor mir glitt ich ins Universum meiner Jugend zurück und fühlte mich geborgen. André fuhr an der Spitze. Er hatte David mit einem Handzeichen an sein Hinterrad geschickt; zwischen David und mir fuhr Joost. Auf den neu asphaltierten Abschnitten der Straße hörte man nur das Summen der Reifen, ein Geräusch, das normalerweise ein Glücksgefühl in mir weckt, jetzt aber auch Wehmut ... Beim Überholen eine kurze Berührung am Rücken wie eine Liebkosung. Man spürt, wie alle sich konzentrieren, wie sie versuchen, ein einziger Rad fahrender Organismus zu werden, ein Körper, ein Geist."

... was mich bewegt hat

Die Energie, die die Freunde zweimal aufbringen, um auf den Ventoux zu fahren und die Gefühle, die dabei aufkommen. Über Jungen- und Männerfreundschaft, Väter, Mütter, Söhne und Töchter und Familienbande. Alles sehr bewegend ausgelotet und berührend in diesen Roman gepackt.

... die Sprache

Sie ist einfach gehalten, fällt gar schon mal in Jugendsprache. Aber die vier Jungen sind clever und belesen, so dass die Konversationen durchaus Niveau haben. Ich empfand das Buch sprachlich als locker und flüssig und doch habe ich an vielen Stellen innehalten müssen, um sie recht genießen zu können.

... ein Fazit

Ich möchte das Buch sehr empfehlen. Die Jungenfreundschaft und die Liebe zu dem einen Mädchen ist sehr vielschichtig geschildert und hat mich mitgerissen. Alle träumen den gleichen Traum und doch sind sie ganz unterschiedlich. Der Fahrradsport und ein wacher Geist verbinden sie. Darüber hinaus lassen sie Interesse für Literatur und Wissenschaft erkennen. Intelligente und sympathische junge Männer also, deren Leben ich gerne verfolgt habe.
Bis zum Ende des Buches wird eine ungeheure Spannung aufgebaut. Und Laura sorgt für eine Überraschung. Einzig den Epilog hätte sich der Autor sparen können, denn der ist mir zu aufgesetzt und überzogen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen