Sonntag, 27. März 2016

"Herrn Arnes Schatz" von Selma Lagerlöf



Selma Lagerlöf ist heute ein wenig in Vergessenheit geraten. 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur und zweifelsohne zählen ihre Werke zur Weltliteratur. Allen voran ist wahrscheinlich "Nils Holgersson" bekannt, aber Selma Lagerlöf hat auch sehr viele Romane und Erzählungen für Erwachsene geschrieben. Angesiedelt sind ihre Geschichten stets im schönen Schweden und immer schwingt etwas Mythisches und Sagenumwobenes mit. Überdies rückt sie gerne die Frage nach Bürde und Schuld ins Zentrum und lässt ihre Protagonisten nicht zur Ruhe kommen, bevor sie sich nicht in Einsicht und Läuterung geübt haben. 

Elsalill, ein junges Mädchen, erlebt den Überfall auf einen schwedischen Pfarrhof und bleibt als einzige Zeugin zurück. Drei Schotten ermorden den Pfarrer samt seiner Familie und machen sich mit einer Kiste voller Geld (Herrn Arnes Schatz) aus dem Staub. Da die Männer als Gerber verkleidet waren, erkennt Elsalill die Mörder nicht, als sie sie später am Hafen trifft. Erst als der Geist der kleinen toten Pfarrerstochter es ihr gewissermaßen einflüstert, erinnert sie sich. Inzwischen hat sie sich jedoch in einen der Männer verliebt und ringt in unermesslicher Pein mit sich, ob sie ihn verraten soll oder nicht.
Wunderschön auch die Rolle, die die Natur spielt: das Schiff, auf dem die drei Schotten die Schatzkiste nachhause führen wollen, kann nicht auslaufen, da das Meer zugefroren ist. Als wollte auch die Natur, dass erst Recht gesprochen wird ... was für ein bewegendes, starkes Bild!

Diese Geschichte von Selma Lagerlöf hat mich sofort gepackt. Sie entwickelt einen dramaturgischen Sog und der Leser möchte gerne wissen, wohin sie führt. Einmal begonnen, kann man sie nicht wieder aus der Hand legen.
Trotz der Tendenz zum Märchenhaften ist die Sprache ganz klar und ungeziert.
Dieses Buch ist ein kleiner Schatz. Und der Manesse-Verlag würdigt es in dieser schönen Ausgabe.




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