Montag, 31. März 2014

"Die Listensammlerin" von Lena Gorelik


Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Sofia lebt mit ihrer Familie in München, Grischa, Sofias Onkel lebt in Moskau. Beide lernen sich nicht kennen, da sie Jahre und Kilometer trennen.
Sofia erzählt von ihrem Familienleben, beschreibt den Alltag mit Mann, Tochter, Mutter und Großmutter. Sie ist eine sehr nachdenkliche junge Frau, die es nicht leicht hat. Sie schreibt sich alles gerne von der Seele, verfasst Geschichten, später auch einen Roman, aber vor allem sind es "Listen", mit denen sie sich beschäftigt. Schon als junges Mädchen verfasst sie Listen, zum Beispiel Was-wäre-wenn- Listen. Ihre Mutter sucht deshalb mit ihr einen Psychologen auf. Später, als sie schon verheiratet ist, setzt sie das Listenschreiben fort. Für sie ist es ein Weg, Probleme und Ängste zu benennen und anzugehen.
Als die Wohnung ihrer Großmutter ausgeräumt wird, da diese ins Pflegeheim umzieht, tauchen fremde nebulöse kyrillische Listen auf. Es stellt sich raus, dass sie damals von Grischa geschrieben worden sind.
Sie sind etwas anderer Art, dienen aber auch der Bewältigung seines Alltags und Gefühlslebens. Grischa wehrt sich gegen das politische System in der Sowjetunion und bringt damit auch seine Familie in Gefahr. Vor allem engagiert er sich in der Verbreitung verbotener Literatur (Samsidat).
Das verbindende Element zwischen ihrem Onkel in der Vergangenheit und Sofia in der Gegenwart ist das Listensammeln. So umspannt sich die Geschichte einer russischen Familie, die später nach Deutschland umsiedelt.

... das bewegte Herz

Die Liebe zum geschriebenen Wort und zur Literatur im Besonderen. Schreiben als Manifest und zur Konfliktbewältigung. Sich sammeln im wahrsten Sinne des Wortes ...

... ein Zitat

" In der Schule hatte er viele Geschichten über den Krieg gehört und vieles darüber gelernt. Gelernt hatte er, dass die Deutschen Schweine waren ... Seine Großmutter hatte hingegen schon des Öfteren fallenlassen, dass nicht alle Deutschen Schweine waren, und keiner hatte ihr widersprochen. Er selbst hatte das "Glasperlenspiel" verschlungen, nicht nur beim ersten Lesen. Sergej hatte Heine zitiert."

... die Sprache

Sehr angenehm zu lesen. Russische melancholische Anklänge, wenn es darum geht, das Leben sowie das Überleben in Worte zu fassen. Manche Sätze ganz kurz und knapp wie in den Listen. Aber mit ungeheurer Aussagekraft.


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