Sonntag, 5. August 2018


"Ein Julitag" von Hans Werner Richter



"Schon im Mai, in der Nacht der Bücherverbrennungen,
hatte er beschlossen, wegzugehen."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Christian Wahl trifft am Grab seines Bruders auf dessen Witwe Karoline. Vor etwa fünfzig Jahren, in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, sind Karoline und er ein Paar gewesen und gingen damals gemeinsam nach Paris, um dem Nationalsozialismus zu entkommen. Er und Karoline erinnern sich der gemeinsamen Zeit.

Hans Peter Richter entwirft diesen Plot, um damit seine eigene Flucht ins französische Exil im Jahre 1933 zu verarbeiten. Er, ein politisch engagierter Mann, war hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, sich im Ausland vor der tobenden Verhaftungswelle in Sicherheit zu bringen und dem Wunsch, im eigenen Land auszuharren, um dort politisch etwas zu bewegen. Wie es im Nachwort dieses Romans heißt, litt er im Exil unter dem "Zerbrechen" seiner "Selbstachtung". 

... ein Zitat

"Ja, er hatte ihn geliebt, seinen jüngsten Bruder, dessen Leben so anders verlaufen war als das seine, und doch geprägt von den gleichen Zeitereignissen, den Umbrüchen und Kriegen, den Niederlagen und den seltenen persönlichen kleinen Erfolgen. Doch die Bilder seiner Erinnerungen sind verblasst, die Bilder der Kindheit, der Jugend, der gemeinsamen Erlebnisse."

... die Sprache

Gefällig zu lesen, flüssig und leicht. Man findet schöne Stellen, zum Beispiel die, in der der Pastor Ähnlichkeit mit einer "Figur aus Ibsens Dramen" zu haben scheint.

... ein Fazit

Ich plädiere für's Lesen! Das Wissen darum, dass der Roman autobiographisch eingefärbt ist, macht ihn sehr interessant. Und Hans Werner Richter ist als damaliger engagierter Gegner des Nazi-Regimes und als Begründer der "Gruppe 47" eine Persönlichkeit, von der ich gerne etwas mehr erfahren möchte.

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