Dienstag, 14. August 2018


"Maestro" von Peter Goldsworthy


"Wir verlieren nie ... wir lernen nur."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Der fünfzehnjährige Paul Crabbe zieht mit seinen Eltern nach Darwin, eine Stadt im schwülen Norden Australiens. Selber sehr musikalisch möchten die Eltern ihren Sohn gerne fördern und melden ihn zum Klavierunterricht bei Eduard Keller an. Von dem weiß man zunächst nicht viel, nur dass er ein begnadeter Pianist ist und daher auch "Maestro" genannt wird. Paul entwickelt sofort eine Abneigung gegen ihn, was nicht verwunderlich ist, denn Eduard Keller weist sadistische Züge auf und demütigt seinen motivierten Schüler geradezu. Der junge Paul aber versucht, hinter die Fassade seines allzu strengen Klavierlehrers zu blicken, vermutet er doch in Eduard Kellers Vergangenheit ein übles Geheimnis, das zu ergründen ist. Sein Verdacht geht in Richtung "Nazi" und "Kriegsverbrecher", aber es offenbart sich etwas anderes Unvorstellbares. Soviel sei gesagt: Offiziell gilt der Lehrer als bereits tot.
Das Buch lebt von Pauls Beziehung zu Eduard Keller. Aus Abneigung werden Faszination und Wertschätzung. 
Am Ende trauert Paul um diesen bemerkenswerten Menschen und wünscht sich verpasste Gelegenheiten zurück. Der Lehrer ist ihm wie ein Vater gewesen, stellt er rückblickend fest.

... ein Zitat

"Die Welt zu beschreiben heißt immer, ihre Struktur zu vereinfachen, das Gewebe zu vergröbern: das Besondere im Allgemeinen zu verlieren. Doch während ich hier sitze und schreibe, ordnen sich die Ereignisse meiner Kindheit ganz natürlich zu Mustern, als wollten sie sich selbst in einfache, leicht zu merkende Kategorien einfügen. Die Vergangenheit formiert sich in wohlgeordneten Reihen wie Schüler auf dem Schulhof oder die Linien im Übungsheft eines Kindes."

... was mich bewegt hat

Sehr bewegend ist das Zerrissene und Gespaltene an Eduard und wie Paul ihn zu schätzen lernt.

... die Sprache

Sprachlich sehr überzeugend. Und doch einfach zu lesen.

... ein Fazit

Auf jeden Fall empfehlenswert!
(Einzig ein wenig gelangweilt habe ich mich, als Pauls Aktivitäten in einer Rockband geschildert werden.)

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