Mittwoch, 9. Dezember 2015

"Dshamilja" von Tschingis Aitmatow


"Wenn er sang, sah ich ihn als kleinen Jungen vor mir, wie er einsam durch die Steppe wanderte."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Said ist Maler und sein liebstes Bild ist das zweier Menschen, die zwischen dichtem Pfriemengras auf einem Weg in die "lichte, freie Weite" gehen. Said erinnert sich ...
Mit fünfzehn Jahren lebt er in der kirgisischen Steppe bei seiner Familie. Dshamilja, die Frau seines Bruders, ist gleichzeitig seine beste Freundin. Das junge Mädchen sprüht vor Übermut und ist lebenslustig, verdreht den Männern den Kopf. Aber sie wartet auf Sadyk, ihren Mann, der vier Monate nach der Hochzeit in den Krieg ziehen musste. Bis Danijar ins Aul (Dorf) kommt, kriegsverletzt, verschlossen und schwermütig. Dshamilja fühlt sich zu dem rätselhaften Waisen hingezogen, vor allem als dieser seine Stimme offenbart. Danijar singt mit "Leidenschaft und Glut" und seine Lieder kommen "unmittelbar aus der Seele des Menschen". Said und Dshamilja lassen sich verzaubern und Dshamilja gesteht dem begnadeten Sänger ihre Liebe. In einer Augustnacht gehen sie weg, weg aus dem Aul, weg von Sadyk und auch weg von Said. Diese Szene verarbeitet Said in seinem Bild und tiefbewegt beschließt auch er das Aul zu verlassen. Er möchte eine Kunstschule besuchen und Maler werden.
"Und in jedem meiner Bilder wird Danijars Lied erklingen, wird Dshamiljas Herz schlagen."

... das bewegte Herz

Es ist die Poesie, die mich so bewegt hat. Die karge Steppe, die dank der Wortkunst zu einer traumhaften schönen Landschaft wird. Und mit den Augen der Liebenden betrachtet gewinnt alles an Farbe, Licht und Stimulus.

... ein Zitat

"Seine Stimme ergriff von mir Besitz, sie verfolgte mich auf Schritt und Tritt; sie klang mir in den Ohren, wenn ich morgens durch den taunassen Klee zu den weidenden Pferden lief, wenn die Sonne hinter den Bergen emporstieg und mir entgegenlachte. Ich hörte diese Stimme auch im leise rauschenden goldenen Regen des Weizens, den die alten Männer beim Worfeln mit ihren Schaufeln gegen den Wind warfen, und im gleitenden Flug des einsamen Geiers hoch über der Steppe ..."

... die Sprache

Zart und poetisch. Wunderschön!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen