"Endlich merkte er, dass er ein Fremder war, ein Jude, ein Einzelgänger, einer vom anderen Ende der Welt ..."
Es bleibt in Erinnerung ...
...die Story
Jonas Milk, gebürtig aus Archangelsk in Russland, eröffnet nach einigen Jahren im europäischen Exil in einer französischen Kleinstadt ein Buchantiquariat. Neben Büchern gilt seine Liebe der Philatelie und als er Gina kennenlernt und heiratet, auch seiner jungen attraktiven Frau. Gina ist gebürtig aus der Ortschaft und mit ihr erfährt Jonas bürgerliche Anerkennung und ein Dazugehörigkeitsgefühl. Bis Gina verschwindet und Jonas feststellen muss, dass die Nachbarn ihm, dem Juden und Russen, mit Argwohn begegnen. Das verstärkt sich, da von Gina jede Spur fehlt und er sich aus lauter Scham in Lügen verstrickt. Nach einer Vorladung im Polizeipräsidium wird sein Haus durchsucht und Jonas gerät immer mehr in Erklärungsnot. Seine größte Pein sind die Anfeindung, die boshaften Blicke und die Meidung seiner Person.
Eine Tages meldet sich unerwartet eine Zeugin und Jonas kann auf Entlastung hoffen, aber er ist schon zu sehr in quälender Gram versunken ...
... das bewegte Herz
Jonas, der stille unauffällige Buchhändler, der sich integriert wähnte und erst im Unglück wach wird: stets ist er der Einsame und Sonderbare geblieben, ein Mensch "von einem andern Planeten". Sein Kummer, der damit einhergeht, bewegt.
... ein Zitat
"Die Bücherkästen, die er morgens auf dem Bürgersteig anbrachte, waren bereits hereingeholt. Einige Bände hatte er umgestellt - ohne triftigen Grund, einfach um die Farben der Umschläge aufeinander abzustimmen. Er hatte das Licht angedreht. Überall waren Bücher: auf den bis zur Decke reichenden Gestellen sowie stapelweise auf dem Ladentisch und auf dem Boden in den Ecken ...
Sie hatte ihn gerade verlassen, und ihn schwindelte."
... die Sprache
Georges Simenon versteht es mit eher kurzen einfachen Sätzen eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen.
Der Diogenes-Verlag lockt mit einem ansprechenden Cover. Zudem hat mich "Der Buchhändler ..." im Titel gereizt. Keine hohe Literatur, aber eine ansprechende Lektüre.
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