"Menschen am Berg" von Melanie Mühl
"Die Natur lehrt uns Demut."
Es bleibt in Erinnerung ...
... das Erzählte
Die Journalistin Melanie Mühl nimmt uns in acht Reportagen mit in die Berge und stellt die Menschen, die dort wohnen und arbeiten, in den Mittelpunkt. Die Vielfalt ist ihr gut gelungen, erleben wir ein Spektrum von Existenzen, die wirklich ganz nahe am Berg sind. Familien, die in den Bergen des Jura eine Alp oder im Kanton Uri einen Hof bewirtschaften, ein Glaziologe, der im Wallis Gletscher und Murgänge beobachtet, Geologen und Tunnelbauer, die im Gotthardmassiv einen Eisenbahntunnel vorantreiben, ein Bergführer im Engadin, der auch in der Bergrettung tätig ist und nicht zuletzt eine Bärenfamilie, deren Wiederansiedlung im Trentino versucht wird. Wir lesen von Familienzusammenhalt und Glaube, aber auch von Klimawandel, geologischem Profil, dilettantischer Seilschaft und dem gewünschten Nebeneinander von Mensch und Tier, das nur schwer umzusetzen ist.
... das bewegte Herz
Der Zusammenhalt der Menschen, das Bescheidene, der Wunsch, an keinem anderen Ort zu sein.
Das Glück trotz vieler Widrigkeiten, die Faszination für das Dämonische und die Schönheit der Natur. Besonders gut gefallen hat mir das Bild von Orten, die sich "zauberbergromantisch in die Gegend schmiegen."
... ein Zitat
"Wer die Menschen auf Golzern verstehen möchte, der muss die Landschaft verstehen, die sie geprägt hat. Es ist eine Landschaft, die keinen Zweifel an der der Übermacht der Natur lässt ... Die Natur ist besonders tückisch hier, sie hält keinen Fluchtweg bereit, nur das Ausgeliefertsein ... Im Herrgott haben sie einen Verbündeten gegen die feindliche Natur gefunden. Er ist die beste Deutung für das, was ihnen auf dem Berg widerfährt. Ohne Gott wäre alles nur Willkür, und die würde ihr Leben unmöglich machen."
... die Sprache
Die Sprache pendelt zwischen Reportage und Geschichte. Da die Autorin für den Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, gelingt ihr dieser Spagat sehr gut. Ihre Sprache ist informativ und professionell und doch ganz nahe dem "Menschen am Berg".
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen