Samstag, 3. Oktober 2015

"Der Hochstapler" von David Belbin


           "Ein Abschluss in Literatur ist der Tod für einen Schriftsteller."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Mark Trace, achtzehn Jahre alt und langhaarig, träumt davon Schriftsteller zu werden. Als er für ein Jahr nach Paris geht, hofft er dort auf Inspiration, denn auch Joyce und Hemingway lebten in jungen Jahren in dieser Stadt an der Seine. Seit seiner Schulzeit ist Mark empathischer Leser. In Paris vertieft er sich besonders in die Werke von Hemingway und versucht dessen Stil für eigene Werke zu übernehmen. Da er im Kopieren von Schreibstilen ein ausgesprochenes Talent beweist, werden seine Texte wirklich Hemingway zugeschrieben, als sie zufällig in den Umlauf geraten. Mark flüchtet aus den Verwicklungen nach London und verdingt sich dort als Redaktionsassistent in einem kleinen Literaturbetrieb, der regelmäßig eine Zeitschrift herausbringt. Und wieder schreibt Mark hingebungsvoll an Texten von berühmten Autoren, dieses Mal, um die Auflage der Zeitschrift zu steigern und ihr Überleben zu sichern. 
Ein Literaturstudium bricht er ab, als er mangels Enthusiasmus und Eifer durch eine wichtige Prüfung fällt.
Es gelingt David Belbin, mit Mark einen sympathischen, naiven Protagonisten zu schaffen, der immer wieder zu scheitern droht. Aber seine Leidenschaft für das geschriebene Wort schenkt ihm Antrieb und lässt ihn weitermachen.
Nicht nur Mark hat Freude an der Literatur. Auch der Leser spürt, dass dies ein Roman über große Schriftsteller und deren Werke ist, seien genannt Dickens, Greene, Hemingway, Joyce und Dahl. Wer Bücher liebt, liebt auch den Hochstapler ...

... das bewegte Herz

Das Herz schlägt für den liebenswürdigen Protagonisten und für die Literatur allgemein. Ein Roman für Bibliophile.

... ein Zitat

"Es begann, als ich vierzehn war und wir im Englischunterricht David Copperfield lasen. Die Klasse beschwerte sich, das Buch sei viel zu lang. Ich stimmt mit ein, aber insgeheim hatte ich Spaß daran; vor allem gefiel mir, wenn Mr. Moss uns vom viktorianischen London erzählte, einer Stadt, so tatkräftig und einfallsreich wie, nun ja, verkommen. Schon damals stand für mich fest, dass ich eines Tages in London leben würde.
Als wir beim Endes des zwölften Kapitels angelangt waren, gab Mr. Moss uns eine Aufgabe.
"Ich möchte", sagte er, "dass ihr so tut, als wärt ihr Dickens. Schreibt den Anfang des nachfolgenden Kapitels ... Ihr habt freie Hand, was die Handlung betrifft, aber ihr sollt versuchen, Dickens' Ton zu treffen."

... die Sprache

Sie ist einfach, aber nicht simple.

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