Donnerstag, 8. Oktober 2015

"Die Geschichte von Blue" von Solomonica de Winter


        Ein bemerkenswertes Debüt der Tochter von 
Leon de Winter und Jessica Durlacher.


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Blue, ein dreizehnjähriges Mädchen, schreibt einen Brief an einen gewissen Dr. Jeremy Stewart. Sie möchte ihm darin darlegen, warum aus ihrer Hand ein Doppelmord geschehen ist.
Man erfährt zunächst vom Verlust ihres Vaters. Als dieser bei einem Bankraub ums Leben kommt, ist Blue vom "Dämon der Verzweiflung" gepackt. Ihre drogenabhängige Mutter vermag ihr nicht die gleiche Wärme zu geben, Blue ist vielmehr oft sich selber überlassen und ohne Halt. Erschwerend kommt hinzu, dass Blue seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr spricht.
Ihr Vater schenkte ihr einst ein Buch, den "Zauberer von Oz". Blue trägt dieses Buch stets mit sich rum und identifiziert sich mit mit den Figuren darin. Freundinnen hat sie keine, denn mit dem merkwürdigen Mädchen möchte keiner was zu tun haben.
Als sie sich verliebt, gar wieder zu reden beginnt, aber dann bitter enttäuscht wird, eskalieren Hass und Wut in ihr und sie begeht den Doppelmord.
Geschickt lässt die Autorin sie in ihrer Erklärung nicht nur den Psychologen, sondern auch den Leser ansprechen. Unweigerlich versetzt man sich in sie hinein, doch haben mich ihre bitteren Rachegelüste ein wenig befremdet.
Der Aufbau des Buches ist genial gestrickt. Solomonica überzeugt mit einem Konstrukt, das mich, vor allem hinsichtlich ihres Alters, begeistert hat.
Solomonica tritt mit diesem beeindruckenden Debüt in die Fußstapfen ihrer Eltern. Sie sind die bekannten und erfolgreichen Schriftsteller Leon de Winter und Jessica Durlacher.

... das bewegte Herz

Ihre Entwurzelung, ihre Sehnsucht nach dem Vater, die Mutter, die ihr keinen Halt gibt. Dass wir so tief in ihre blaue Seele blicken dürfen. Vor allem die letzten Seiten berühren sehr.

... ein Zitat

"Mein Name ist Blue. Nicht blau wie ein Rock oder ein Türkis, nicht blau wie Blaubeeren und nicht blau wie Nagellack. Sondern blau wie salzige Tränen, blau wie eine winzige Blaumeise. Blau wie der Wind, das Meer, der Regenbogen. Das Dunkelblau in den aufziehenden grauen Wolken vor einem Gewitter. Das ist das Blau, nach dem ich benannt bin. Das ist mein Blau."

... die Sprache

Es ist tatsächlich die Sprache eines Teenagers. Ruppig und rau im Aufstand, aber auch ganz zart auf der Suche nach Liebe. Gefallen haben mir die vielen Bilder, die Ausdruckskraft und die Poesie, die ihr gelingt.

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