Montag, 16. Februar 2015

"Oblomow" von Iwan Gontscharow

"Oblomow versank in beschauliches Schweigen und blickte versonnen vor sich hin."




Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Als Nachkomme adliger Gutsbesitzer hat Oblomow alle Möglichkeiten, doch Trägheit und Unentschlossenheit betten ihn auf seinem Diwan zu Hause und lassen ihn "schläfrig-versonnen" vor sich hin dösen. Weder schafft er es, einer Amtsarbeit nachzugehen, noch sich um sein Gut zu kümmern. Gerne denkt er an seine Kindheit zurück, in der ihm von seiner Mutter alles abgenommen wurde und in der er fasziniert den Märchenerzählungen seiner  Kinderfrau lauschte.     
Ein "Wonnetraum breitete seine weiten Fittiche aus." Damals schon. Und Oblomow träumt weiter ...
Als er Olga kennenlernt, erwacht er aus seiner Lethargie, denn er fühlt zum ersten Mal leidenschaftliche Liebe und diese ist ihm die Anstrengung wert, das Nichtstun hinter sich zu lassen, sich um sein Gut zu kümmern und eine Zukunft zu zweit zu entwerfen. Leider bleibt es bei dem Entwurf, denn Oblomow wünschte wohl die Liebe und das Glück, aber am besten "ohne ihre Aufregungen zu spüren". Er zieht sich mit zahlreichen Ausflüchten zurück in seine Trägheit und Bequemlichkeit. Auch sein Freund Andrej Stolz, der ganz anders als Oblomow aktiv und erfolgreich am Leben teilnimmt, vermag ihn nicht mehr zu retten. 
Das Ende kann man fast erahnen, aber der kleine Andrjuscha stellt dann doch eine Überraschung dar ...

... ein Zitat

" Schon war er dreißig Jahre alt, war aber noch auf keinem Gebiet auch nur um einen Schritt weitergerückt und stand noch immer an der Schwelle eben dort, wo er auch vor zehn Jahren gestanden hatte. Doch nahm er sich immer wieder vor und rüstete sich, mit dem Leben zu beginnen. Immer auf's Neue malte er sich im Geiste die Arabesken seiner Zukunft aus; aber mit jedem Jahr, das über seinem Haupte entschwand, musste er irgendwas an diesem Rankenwerk ändern und abstreichen."

... das bewegte Herz

Die unbedingte Sympathie, die man Oblomow sogleich entgegenbringt. Gontscharow wartet mit einer Meisterstudie auf, hat mit psychologischem Feinsinn einen liebenswerten und gutmütigen Protagonisten entworfen, der sich ins Leserherz schleicht. 

... die Sprache

Sie bedient sich des Füllhorns der russischen Sprache, beeindruckt mit ihrer Ausführlichkeit und Eleganz. Sie fließt, ist gut zu lesen und bilderreich. 

Fazit: ein Stück Weltliteratur, das ich jedem empfehle! Der Begriff der "Oblomowerei" hat sogar Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gehalten.
Und steckt nicht ein bisschen Oblomow in uns allen?


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