Samstag, 7. Februar 2015

"Claraboia oder Wo das Licht einfällt" von José Saramago

" Die Zeit verstrich mit dem gleichen seidigen Geräusch wie Sand im Stundenglas."



Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Ein bisher nicht veröffentlichtes Frühwerk von José Saramago. Vor uns haben wir ein Mietshaus in Lissabon und wir Leser dürfen sozusagen durch die Fenster ins Innere blicken und miterleben, welch kleine Dramen sich dort abspielen. Die Menschen in den Wohnungen leben ihren Alltag, könnten so sein wie jedermann, aber gerade das sind sie nicht. Josè Saramago ersinnt ganz besondere Wohngemeinschaften, gibt ihnen Stimmen, die von Glück und Ängsten sprechen und sie versuchen Geheimnisse zu wahren oder sich bewusst mitzuteilen. In Erinnerung ist mir besonders der Schuster Silvestre geblieben, der mit seinem Untermieter Abel über das Leben philosophiert.

... das bewegte Herz

Die stillen Nöte der Bewohner. Wie wir in ihre Seele blicken dürfen.

... ein Zitat

"Er wusste, was er draußen zu sehen bekommen würde: schlendernde oder hastende, interessierte oder gleichgültige Menschen. Dunkle Häuser, beleuchtete Häuser. Den egoistischen Lauf des Lebens, die Gier, die Furcht, die Sehnsucht, die Aufforderung der Frau, die an ihm vorübergeht, die Erwartung, den Hunger, den Luxus- und die Nacht, die allem die Maske abnimmt und das wahre Antlitz des Menschen zeigt. Er fasste einen Entschluss. Er wollte mit Silvestre plaudern, mit seinem Freund Silvestre. Er wusste , der Zeitpunkt war nicht günstig, der Schuster war mit einer dringenden Arbeit beschäftigt, aber selbst wenn er sich nicht mit ihm unterhalten konnte, wäre er zumindest in seiner Nähe und würde seine geschickten Handgriffe beobachten können, seinen ruhigen Blick spüren."

... die Sprache

Eher schlicht und unaufgeregt. José Saramago in seinen Anfängen  Aber man spürt schon die Potenz des großen Autoren.

Fazit: nur lesen, um des Buches willen, nicht um einen typischen Saramago zu erfahren. Aber es lohnt!

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