Dienstag, 29. Januar 2019


"Vor der Tagesschau, an einem späten Sonntagnachmittag"
 von Erwin Koch


"... und wieder schien mir, 
dass nichts so unwahrscheinlich ist wie die Wirklichkeit."

Es bleiben in Erinnerung ...

... die Stories

Wir haben es hier mit Stories zu tun, die einem zweifelsohne in Erinnerung bleiben werden.
Zum besseren Verständnis vorab ein paar Zeilen zum Autor:
Erwin Koch ist ein Schweizer Journalist und Schriftsteller und lebt in Luzern. Er schrieb unter anderem für Die Zeit, Geo und das Frankfurter Allgemeine Zeitung Magazin. Von 1999 bis 2002 als Reporter beim Spiegel beschäftigt, danach freischaffend.
So erklärt sich sein Interesse für politische und gesellschaftliche Vorgänge und aus diesem heraus wurde dieses Buch geboren.
Es beinhaltet zwölf Geschichten, die von Alabama bis Brünn reichen und allesamt von der Schicksalshaftigkeit des Lebens erzählen. Erwin Koch beschränkt sich nicht auf eine sachliche Berichterstattung, sondern er sucht den Menschen dahinter. Zunächst lässt sein präziser minutiöser Stil Distanz vermuten, aber dem ist nicht so. Er geht ganz nah dran, möchte alle Gefühle ausloten: Beweggründe, Ansichten, Ängste.

Ein zum Tode Verurteilter vermacht seinen Körper der Wissenschaft, ein Folterer redet sich mit Gehorsam raus, ein hochgeachteter Mann unterschlägt Millionen Franken für einen guten Zweck, Mevlüde Genc erzählt von dem Anschlag auf ihre Familie in Solingen, der Gemeinderat des Schweizer Dorfes Brittnau überrascht mit einem Beschluss gegen die Aufnahme von Asylanten, ein Schafe reißender Wolf im Baselgebiet wird zum Abschuss freigegeben ...
Jede Geschichte kann man im Netz recherchieren. "Wahre Geschichten" eben.

... ein Zitat

"Ende Februar 1991 aber wurde Tracy, liebstes Schaf der Pharmaceutical Proteins Limited, erstmals Mutter, und als in jedem Liter Milch, der fortan aus ihrem Euter tropfte, 35 Gramm des menschlichen Proteins Alpha-1-Antitrypsin flossen, leistete sich Ron James, der im Mittleren Westen Amerikas per Fax die frohe Botschaft erfuhr, ein kühles Bier; nicht mehr, aber immerhin. Schließlich entsprach das, was eingetroffen war, der Erwartung.
Tracy gefiel nicht, dass sie von der Weide des Innenministeriums sollte, um schon wieder für einen Fotografen zu posieren."

... was mich bewegt hat

Bewegt haben mich die Menschen hinter den Schlagzeilen.

... die Sprache

Sehr exakt, aber auch auffallend einfühlend, wenn es um die Einzelschicksale geht. Die Sprache eines bemerkenswerten Erzählers.

... ein Fazit

Autoren, die sich auf Kurzgeschichten verstehen, sind eher selten. Hier überzeugt das Wahre und Knackige, aber auch Gefühlvolle und manchmal Ironische. Eine einzigartige Mischung. In manche Geschichten muss man erst rein finden. Bis auf eine überzeugten mich alle.
Bitte lesen!

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