Donnerstag, 3. Januar 2019


"Malva" von Hagar Peeters



"So schön diese Blume ist, so hässlich war ich."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Malva war die einzige Tochter des berühmten chilenischen Dichters Pablo Neruda und wenig bekannt, da dieser sich schon früh von seiner ersten Ehefrau und dem Kind lossagte. Das kleine Mädchen kam 1934 mit einem Wasserkopf zur Welt und passte mutmaßend nicht ins Leben des Freiheitsdenkers und Literaturnobelpreisträgers.
Hagar Peeters gibt Malva in ihrem Buch eine zunächst leise, aber immer kraftvoller werdende Stimme. Als Malva mit acht Jahren an ihrer Behinderung stirbt, verlässt das Mädchen das Erdendasein und blickt von nun an vom Himmel herab, wobei sie zurück als auch weit voraus zu schauen vermag, ist also zugleich Verstorbene als auch "allwissende Weiterlebende". Mit kindlichem Charme und Trotz lässt sie ihr eigenes und das Leben ihres Vaters Revue passieren und nimmt ihn 1973 an seinem Todestag "an die Hand", um auch ihn in den Himmel zu holen. 
Malva hat sich im Himmel glücklich eingerichtet, denn dort ist sie nicht alleine. Mit ihr zusammen leben dort weitere Kinder, die von ihren berühmten Vätern verstoßen wurden. Malvas bester Freund ist Oskar Matzerath, aber da sind weitere Gleichgesinnte, wie Eduard Einstein und Daniel Miller (der Sohn von Arthur Miller). Eine gar nicht mal traurige Gemeinschaft, sondern eine zumeist von weiser Vergnüglichkeit geprägte Vertrautenrunde.

... ein Zitat

"So wie die Malva neglecta weiße Blütenblätter hat, so trug ich während meines kurzen Daseins auf Erden hauchfeine weiße Kleidchen und ein weißes  Strickmützchen. So glich ich selbst einer Blume und mein Kopf dem überdimensionalen Kelch, der sich hinter den Blättern verbarg. Gibt es ein treffenderes Bild für ein Mädchen, das mit acht Jahren an einem  Wasserkopf starb, das zu Lebzeiten von seinem chilenischen Vater, einem Dichter, verstoßen wurde und das in Gouda begraben ist?

... was mich bewegt hat

Ein kleines Mädchen, das sich trotz aller Traurigkeit aufschwingt, ihren berühmten Vater nicht nur zu kritisieren, sonder auch zu lieben. Es geht sehr zu Herzen. Trotzdem schwingt auch Humor mit, wahrscheinlich durch Malvas herrliche Freunde, allen voran Oskar Matzerath mit seiner Trommel.

... die Sprache

Sprachlich voller Wort- und Liebreiz. Sehr poetisch und wie von einer ergreifenden Melodie getragen.

... ein Fazit

Für mich eines der schönsten Leseerfahrungen 2018. Spannend, bewegend und mit viel Liebe erzählt.

Sehr sehenswert: 
https://www.youtube.com/watch?v=CVwj91ybdcE

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