Dienstag, 3. November 2015

Ich verneige mich vor diesem Buch ...

"Der Schlachtenmaler" von Arturo Pérez-Reverte



"In Kriegen zeigt sich das deutlicher. Schließlich sind sie nichts anderes als das zu dramatischen Extremen gesteigerte Leben ..."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Nach dreißig Jahren Kriegsfotografie zieht Andrés Faulques sich an der spanischen Küste in einen alten Wachturm zurück und beginnt dort, ein riesiges Wandgemälde im Rund des Turmes zu entwerfen. In ihm versammelt er all die Kriegsszenen, denen er mit Blick durch seine Kamera auf der Spur gewesen war. Hinter dem Sucher war er Techniker und auch zu dem Gemälde hält er zunächst Distanz, betrachtet es als Möglichkeit, das Chaos seines Lebens zu sortieren. Wie groß sein Bedürfnis danach wirklich ist, stellt er in vielen tiefgründigen Gesprächen mit einem totgeglaubten Soldaten fest, der ihn im Turm aufsucht. Der Leser erfährt von einer tragischen Verbindung dieser beiden Männer im Kriegsgeschehen von Kroatien. Noch ein weiteres Rätsel löst sich nur nach und nach und zwar die Liebesbeziehung des Fotografen und Malers zu Olvido, einer siebenundzwanzigjährigen Italienerin. Der Leser weiß recht früh von ihrem Tod, die Umstände werden aber erst am Ende des Romans aufgeklärt.

... das bewegte Herz

In diesem Buch gibt es nichts, was mich nicht bewegt hätte. Die Szenen, in denen Faulques sich als Fotograf in weltweite Kriegsgebiete begibt und grausame Fotos macht, die sehr detailgetreu beschrieben werden. Die Liebe zu Olvido und an diesem Punkt ihre zarte Schönheit, die in so großem Kontrast zu den blutigen Kriegsschauplätzen steht. 
Faulques, wenn er an seinem Wandgemälde arbeitet oder im Gespräch mit dem Kroaten ist. Dieses Turmzimmer, das zum Ort der Wahrheit wird und die knisternde Anspannung, da der Kroate die Absicht hat, ihn umzubringen. Und die Ruhe, die am Ende einkehrt: "Die Dinge kamen, wann es sein musste. Zu ihrer Zeit und in ihrem eigenen Tempo".

... ein Zitat

"Der Mann, der dieses gewaltige Rundbild malte, diese Schlacht aller Schlachten, hatte einer solchen Struktur in vielen Stunden seines Lebens wie ein geduldiger Heckenschütze nachgespürt, auf einer Beiruter Terrasse genauso wie am Ufer eines afrikanischen Flusses oder an einer Ecke von Mostar, um auf das Wunder zu warten, das er auf einmal hinter der Objektivlinse, im dunklen- streng platonischen- Kasten seiner Kamera und seiner Netzhaut festbannen würde, das Geheimnis dieser äußerst komplizierten Verkettung, das das Leben so wiedergäbe, wie es wirklich war ..."

... die Sprache

Mein Herz ist auch deswegen so bewegt, weil Arturo Pérez-Reverte alles mit seiner unvergleichlich schönen Sprache in Szene setzt. Ob in der Gewalt oder in der Liebe: immer stilsicher. Und er versteht es auch, dem Leser eine Landschaft vorzuführen oder die Pinselstriche des Malers. Wortreiche intelligente Sprache mit viel Einfühlungsvermögen. Dialoge, während derer man den Protagonisten an den Lippen hängt.  

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