Samstag, 11. Juli 2015


"Alles Licht, das wir nicht sehen" von Anthony Doerr



      "Jedes Ergebnis hat seinen Grund, jede Zwangslage einen Ausweg."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Marie-Laure, ein französisches blindes Mädchen und Werner, ein deutscher Waisenjunge, beleben die Seiten dieses Romans.
Marie-Laure wohnt zunächst mit ihrem Vater in Paris und sie begleitet ihn jeden Tag ins "Muséum national d`Histoire naturelle", wo er beschäftigt ist. Er vermittelt ihr ein Empfinden für die Natur und lehrt sie die Blindenschrift, denn es ist ihm daran gelegen, sie für das Leben zu stärken. Aus diesem Grund fertigt er ihr auch eine kleine Häuserlandschaft auf einer Holzplatte an, die das Wohnviertel, in dem sie wohnen, wiedergibt. Marie-Laure tastet die Minihäuser und -straßen ab und prägt sich alles wie einen Stadtplan ein. Das ermöglicht es ihr, trotz ihrer Blindheit vor der Tür alleine unterwegs zu sein.
Werner wächst zusammen mit seiner Schwester in einem Waisenhaus auf dem Gelände einer Zeche Nähe Essen auf.
Es ist letztendlich der Krieg, der Werner und Marie-Laure im Roman zusammenführt. Die verschiedenen Erzählstränge bewegen sich zwischen 1940 und 1944, abwechselnd folgt man beiden Protagonisten.
Werner ist schon als Junge technisch sehr versiert. Die deutsche Wehrmacht wird auf ihn aufmerksam und er erfährt die Aufnahme in eine Eliteschule, die den Nationalsozialisten dient. Später wird er an der Front eingesetzt, um dort mit Peilgeräten Fremdsender aufzuspüren.
Marie-Laure flieht 1944 mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris nach Saint-Malo zu ihrem Onkel Etienne. Da dieser auf seinem Dachboden einen Sender betreibt, wird Werner auf das Haus aufmerksam, als er mit seiner Einheit in die Küstenstadt kommt ...

... das bewegte Herz

Wie die beiden jungen Menschen sich entwickeln, woran sie glauben, was sie erschüttert und wie sie aufeinander treffen, ohne dass der Roman damit zu einer banalen Liebesgeschichte wird. Diese beiden Persönlichkeiten bewegen sehr. Sie sind wunderbar geschaffen (vor allem Marie-Laure) und lassen den recht seitenstarken Roman nicht langweilig werden.

... ein Zitat

"Hatte sie nicht gedacht, sie würde für den Rest ihres Lebens mit ihrem Vater in Paris leben?... Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag eine neue Schachtel und einen weiteren Roman bekäme und so nach und nach alles von Jules Verne und Dumas, und vielleicht sogar von Balzac und Proust läse? Dass ihr Vater abends auf ewig summen und kleine Häuser bauen würde, sie immer wüsste, wie viele Schritte es von ihrer Haustüre zur Bäckerei (vierzig) und wie viele mehr zur Brasserie (dreiunddreißig) wären ..."

... die Sprache

Neben den Protagonisten ist es die Sprache, die diesen Roman auszeichnet. Poetisch, manchmal märchenhaft, auf jeden Fall schafft sie Gefühle, Gerüche, Töne und ein Timbre in der Luft, ganz so, als wären auch wir blind und müssten mit all unseren Sinnen wahrnehmen ...




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