Mittwoch, 18. März 2015

"Butcher's Crossing" von John Williams

"Es gelang ihm nicht, sich ein Bild von sich selbst zu machen."



Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Will Andrews unterbricht in noch jungen Jahren sein Studium in Harvard und fährt nach Butcher's Crossing, einem kleinen Städtchen in Kansas, das in der Hauptsache von der Büffeljagd lebt. Große Büffelherden ziehen durch die Täler und Jäger machen sich auf, sie zu jagen und ihre Felle gewinnbringend zu verkaufen. Andrews reizt es mitzuziehen, will Frei- und Wildheit spüren, sich in die unberührte Natur begeben und sein vorheriges Leben, "das weder frei noch gut oder lebendig war" hinter sich lassen. Mit drei weiteren Männern startet er, sie nehmen ihn als Unerfahrenen mit, da er bereit ist, alles zu finanzieren. Ein Abenteuer mit vielen Strapazen und Gefahren beginnt, seien hier nur Wasserknappheit und später im Jahr der überraschende Wintereinbruch zu nennen. Als die Büffel aufgespürt sind, erweist sich für Andrews das Jagen und Häuten derselben als kaum zu bewältigende Kraftanstrengung.
Der Anfang des Buches hat mich sehr beeindruckt. Ein Harvardstudent, der seine sichere Existenz verlässt und sich den Elementen stellt, an Grenzen stößt, ums nackte Überleben kämpft. Aber zeitweise ermüdete ich beim Lesen, wollte nicht noch und noch einen Büffel häuten und Andrews Gleichmut regte mich auf. Zumal er doch schon recht bald die Vernichtung der Büffel "als kalte, hirnlose Reaktion" erkennt. 
Bekennend nimmt Andrews aber erst nach ihrer Rückkehr die "Leere" und "das hohle Glitzern" in den Augen der Männer wahr, mit denen er in der Wildnis Lager und Arbeit geteilt hat. Und es stellt sich für ihn die Frage, in Butcher's Crossing zu bleiben oder wieder mal aufzubrechen in die nächste "ungefähre Richtung".

John Williams möchte in seinem Werk das Unvermögen aufzeigen, die Natur sinnlich zu erfahren, wenn der Mensch sich über sie stellt und sie ausschlachtet. Alle Schönheit verliert sich, wenn es um Gier und Geld geht. Das gelingt dem Autoren meiner Meinung nach ganz meisterlich. 

... das bewegte Herz

Wenn Andrews uns in sein Inneres gucken lässt und wir teilhaben können an dem, was ihn bewegt.

... ein Zitat

"Er glaubte- und dies schon seit geraumer Zeit-, dass es in der Natur einen feinen Magnetismus gäbe, der ihn, wenn er sich ihm denn unbewusst überließe, auf den rechten Weg führte und dem es auch nicht gleichgültig wäre, welche Richtung er einschlüge. Allerdings spürte Andrews, wie sich ihm die Natur bereits in jenen wenigen Tagen seines Aufenthalts in Butcher's Crossing so rein darbot, dass ihre zwingende Kraft stark genug war, seinen Willen, seine Gewohnheiten und sein Denken entscheidend zu beeinflussen."

... die Sprache

Sehr unaufgeregt und präzise und nicht so kaltblütig, wie die Geschichte vermuten lässt. In den Momenten, in denen wir Andrews Gedanken lauschen, erfahren wir eine sehr berührende, warme Sprache. 

... mein Fazit

Man muss den Roman mit soviel Ruhe angehen, wie sie auch Andrews aufzubringen vermag. Dann kann "Butcher's Crossing zu einem Lesegenuss werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen