Samstag, 16. März 2019


"Land sehen" von Husch Josten



"Man kann niemanden zu einer freien Entscheidung drängen."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Nach dreißig Jahren Auslandsaufenthalt meldet sich Horas Patenonkel Georg zurück. Hora, der ihn früher geliebt und geschätzt hat, freut sich sehr und langsam nähern sich die beiden wieder an. Georg ist inzwischen Mönch, eine Tatsache, die Hora zunächst sehr befremdet, kannte er seinen Onkel doch nur als heiteren Lebemann. Die Frage, welchen Weg Georg gegangen ist und warum, zieht sich durch das ganze Buch und wird nur nach und nach beantwortet. Es steht der Glaube im Mittelpunkt, aber nicht einzig und losgelöst, sondern er hängt mit einer gemeinsamen Familiengeschichte zusammen und berührt die Themen Schuld und Schweigen. Erst in der Wahr- und der Klarheit kam Georg zur Ruhe und genau diese Werte versucht er auch Hora zu vermitteln. Zwei erwachsene Männer, die ihre Grundpositionen klären und auf Fragen Antworten finden.

... ein Zitat

"Es war ungewöhlich heiß für die Jahreszeit. Ich lag bei offenem Fenster im Bett und las; nachts nehme ich gerne Klassiker zur Hand, die mir das Gefühl von Schwerelosigkeit und Urzeitlichkeit vermitteln, als wäre das Leben, alles, das Jetzt, das Vorher, das Nachher, in der Nacht verankert, die Summe aller Bücher. Ich las also ... und da klingelte mein Telefon... wenn man Unerwartetes erwartet, kommt es nicht mehr unerwartet. Doch mit der Stimme meines Onkels hatte ich wahrlich nicht gerechnet und sie sehr lange nicht gehört."

... was mich bewegt hat

Sehr bewegend ist, was man über Georgs Bruder erfährt ...


Und wie die Autorin Horas Mutter beschreibt und klar wird, dass deren Wesenszüge, Wichtiges zu verschweigen und nur "in Maßen zu lieben" auch auf Hora abgefärbt haben. Er bringt nichts zur Sprache, nimmt sich ständig zurück und verzweifelt an verpassten Möglichkeiten.

... die Sprache

Nicht nur die Geschichte, auch die Sprache hat mich sofort gefesselt: sie ist ganz dicht und ausdrucksstark. 

... ein Fazit

Wenn das Buch auch in einer Art Predigt endet, möchte ich es trotzdem empfehlen. Mir gefällt die Nachdenklichkeit und Husch Josten erzählt fesselnd und schön und am liebsten würde man Hora und Georg persönlich kennen lernen.



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