Donnerstag, 1. Mai 2014

"Ein Abend bei Claire" von Gaito Gasdanow




Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Kolja begegnet als Gymnasiast in St. Petersburg der Französin Claire und verliebt sich in sie. Er erliegt ihrem Charme, die beiden werden aber kein Paar. Claire heiratet einen anderen Mann. 
Der Roman verspricht zunächst eine Liebesgeschichte, aber die Liebe zu Claire ist nur der Rahmen, der aufgespannt wird, um das Wesentlichere zu erzählen: Koljas Kindheit, die besondere Beziehung zu seinem Vater, der in ihm die Phantasie weckt, die Liebe zur Mutter, seine Schulzeit, seine Lektüren, sein Onkel Witali, der eine ganz wichtige Bezugsperson darstellt, und letztendlich Koljas Entschluss, freiwillig in den Bürgerkrieg zu ziehen. Der Leser lernt Kolja als einen jungen Mann kennen, der ständig auf der Suche nach sich und dem Sinn seines Lebens ist. Das entfernt ihn des öfteren von der Realität und er findet sich in Träumen und melancholischen Assoziationen wieder. So ist auch Claire für ihn kaum mehr als eine rätselhafte Sehnsucht, eine Rückkehr zu etwas Gewohntem, Vertrautem, nachdem er vorher dachte, er müsste seinen  "Drang zum Unbekannten" ausleben und auf diesem Weg das Lebensglück finden.

... das bewegte Herz

Kolja wird eher gefühlsarm geschildert, selbst schlimmste Kriegserlebnisse lassen ihn kalt. Mir scheint, dass es der Verlust seines Vaters war, der ihm am meisten zusetzte. In einem Traum leidet er sichtlich darunter, ihn verloren zu haben. 
Am meisten bewegt hat mich die Sprache.

... ein Zitat

"Das allergrößte Glück auf Erden ist der Gedanke, du hättest wenigstens ein bisschen was begriffen vom Leben um dich herum."

... die Sprache

In diesem Buch ist es nicht die Geschichte, die tief bewegt, sondern die Sprache, in die sie gebettet ist. Koljas Suche nach dem Glück ist wunderbar poetisch erzählt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen