Sonntag, 11. Mai 2014

"Was mit dem weißen Wilden geschah" von Francois Garde





Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

1843 wird Narcisse Pelletier an der australischen Küste von einem englischen Schiff aufgegriffen. Er ist nackt, tätowiert und lebt zu diesem Zeitpunkt in einem Stamm von Aborigines. Auffallend ist seine weiße Hautfarbe. Sozusagen als Attraktion wird er ungefragt an Bord und mit nach Sydney genommen. Zufällig ist der französische Wissenschaftler Octave de Vallombrun dort vor Ort und nimmt sich seiner an. Er findet heraus, was es mit diesem weißen Wilden auf sich hat und es gelingt ihm, Narcisse wieder der französischen Sprache mächtig werden zu lassen. Octaves Forscherherz verbindet damit die Hoffnung, viel von dessen Jahren im Aboriginestamm zu erfahren. Das gestaltet sich aber schwierig, denn Narcisse gibt kaum etwas preis. Narcisse wird zum Untersuchungsgegenstand. Octave findet zum Beispiel heraus, dass Narcisse zwei Kinder in Australien zurückgelassen hat und plant, diese aufzufinden und auch nach Europa zu holen. An diesem Punkt wird der wissenschaftliche Wahnwitz extrem deutlich.
Sehr ansprechend ist die Konzeption dieses Romanes. Der Leser erfährt aus der Sicht von Narcisse viele Begebenheiten aus seinem Leben mit den Aborigines. Dazwischengesetzt sind Briefe, die Octave an den Präsidenten einer Forschungsgesellschaft richtet und in ihnen von seinen Fortschritten mit Narcisse berichtet.

... das bewegte Herz

Wie Narcisse wieder Französisch lernt. Die ersten kleinen Erfolge in der Kommunikation zwischen ihm und Octave.
Als Narcisse erfährt, dass seine (französische) Mutter noch lebt und man als Leser denkt, dass seine Freude groß sein müsste. Narcisse aber murmelt tieftraurig: "Meine Mutter ist tot. Sie war einige Tage lang krank. Viel Hitze, zu viel Hitze in sich." Sein Herz ist in Australien ...

... ein Zitat

"Und was ist mit mir? Hat mich dieses Abenteuer verändert? Meine Beobachtungen haben einige meiner Gewissheiten erschüttert. Was ist ein Wilder? Und falls Narcisse wirklich durch und durch ein Wilder geworden war, an welchem Tag, zu welcher Stunde wird er wieder ein Mitglied unserer Zivilisation sein? Was lehrt uns seine Lehrzeit über das Lernen? Und wer von uns beiden ist der Lehrling?"

... die Sprache

Dieses Buch ist in der Sparte "Abenteuerroman" zu Hause. Unter dem Aspekt kann man sagen, dass es sprachlich eine echte Überraschung ist!




Inhaltlich war ich nicht immer glücklich. Auf der einen Seite wirkt die Geschichte sehr konstruiert, auf der anderen Seite läuft einiges Angedachte ins Leere.

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