Sonntag, 25. März 2018

"Acht Berge" von Paolo Cognetti




"Der Mittelpunkt meiner Welt war damals das Haus
 in den Bergen, das wir zusammen gebaut hatten."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Pietro lebt mit seinen Eltern in Mailand, doch die Familie mietet zudem in Grana im Aostatal ein altes Haus, um viel Zeit in den Bergen verbringen zu können. Für Pietro und seine Mutter wird es schnell zum ständigen Sommerwohnsitz, derweil der Vater notgedrungen weiterhin in Mailand lebt und arbeitet. Ist er zu Besuch im Veneto, schnürt er die Bergstiefel und entspannt sich auf Höhentouren. Pietro ist neugierig auf das Glück des Vaters und begleitet ihn fortan öfters auf den Touren. Als er älter ist, besteigen die beiden jeden Sommer gemeinsam einen Viertausender. Leider ist es das Einzige, was die beiden verbindet und als Pietro zum Studium nach Turin geht, ist es wie ein Befreiungsschlag, um dem dominanten Vater zu entkommen.
Zurück kommt er erst, als der Vater an einem Herzinfarkt stirbt. 
Dieser hatte sich einen Traum erfüllt und eine kleine Hausruine in der Abgeschiedenheit der Berge auf einem Plateau mit Blick auf einen See erworben. Pietro ist fasziniert und begibt sich an den Aufbau. Seine Liebe zu den Bergen blüht wieder auf und er fühlt eine tiefe Verbundenheit zum Vater, spürt ihn in diesem Projekt ganz intensiv.
Beim Aufbau hilft ihm Bruno, ein Freund aus den Kindertagen im Veneto. Dieser hat die Region noch nie verlassen, ist durch und durch heimatverwurzelt. Gemeinsam arbeiten die beiden Männer an dem Haus in den Bergen, es geht Hand in Hand und, wenn auch eher schweigsam, mit dem Gefühl echter Freundschaft und Seelenverwandtschaft. Bruno liebt das Einsiedlerleben mehr als Pietro und als es Pietro fortan beruflich, aber auch privat, in die weite Welt hinauszieht (mit Vorliebe in den Himalaya), überlässt er Bruno die Hütte.
Im März 2014 erhält Pietro die Nachricht, eine Lawine sei abgegangen und habe die Hütte unter sich begraben ...

... ein Zitat

"Damals konnte ich noch nicht wissen, dass wir uns lange nicht mehr treffen würden. Im Jahr darauf, mit siebzehn, sollte ich nur für wenige Tage nach Grana zurückkehren und anschließend gar nicht mehr hinfahren. Die Zukunft entfernte mich von den Bergen meiner Kindheit, was schade und schön zugleich war, einfach unvermeidlich. Und genau das spürte ich. Kaum war Bruno mit seinem Motorrad im Wald verschwunden, drehte ich mich zu dem Hang, den wir hinunter gestiegen waren, und blieb eine ganze Weile stehen, um unsere lange Spur im Schnee auf mich wirken zu lassen."

... was mich bewegt hat

Das Erfahren der Bergwelt, die wohltuende Ruhe und Abgeschiedenheit. Bewegend auch, wie Pietro über diese Erfahrungen seinem Vater nochmal richtig nahe kommt.
Wie in den Bergen, so im Leben, tun sich viele gangbare Wege auf. Zu welcher Anstrengung ist man bereit? Wo möchte man hin? 
Paolo Cognetti schreibt stark autobiographisch. Auch das bewegt, denn hinter den Zeilen spürt man diesen tollen Autoren mit seinen eigenen Erfahrungen. Er selber zieht sich jeden Sommer ein paar Monate in die Abgeschiedenheit der Berge zurück. Im Aostatal besitzt er eine Hütte auf 2000 Metern.

... die Sprache

Schön formulierte Sätze, deren Unaufgeregtheit ich schätze. 

... ein Fazit

Wer die Stille der Natur liebt, also den Gedanken Paolos Cognettis gut folgen kann, ist in diesem Roman zu Hause. Und wer mal von einer außergewöhnlichen Männerfreundschaft lesen möchte, dem sei dieses Buch ebenfalls sehr empfohlen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen