Sonntag, 6. Juli 2014

"49 Fragen und Antworten zu Thomas Mann" von Thomas Klugkist



Es bleibt in Erinnerung ...


Für den Fall, dass ein Buch in dieser Form geschrieben werden muss, ist der Autor, der es sich vorgenommen und umgesetzt hat, schon mal der Richtige. Er promovierte über "Doktor Faustus" und veröffentlichte bereits zahlreiche Aufsätze und Artikel in diversen Schriften zu Thomas Manns Literatur. Er ist ein wahrer Kenner aller seiner Werke, Briefe und Tagebücher eingeschlossen.
Der Titel hält, was er verspricht. Es werden in der Tat neunundvierzig Fragen formuliert und sehr kundig und intelligent, aber auch leicht ausschweifend beantwortet. Man tut gut daran, schon einige Bücher von Thomas Mann gelesen zu haben, denn so lässt sich den Ausführungen besser folgen. Im hinteren Teil des Buches gibt es wohl ein Verzeichnis der erwähnten Figuren, doch sind es an der Zahl viele und jeder Nichtkenner wäre des öfteren am blättern.
Mich begeistert, was Thomas Klugkist alles zu Thomas Mann zu sagen weiß. Aber vielleicht hätte er darauf verzichten sollen, zwanghaft neunundvierzig Fragen zusammenzutragen. So kommt es zu prekären aufgesetzten Kapitelüberschriften wie "War Thomas Mann verklemmt?" ...
Wer Thomas Mann bereits kennen und lieben gelernt hat, wird dieses Buch aber mögen.

... das bewegte Herz

Thomas Manns oft innere Not, zu seinen Gefühlen zu stehen, eine oft schwierige Familiensituation, das entzweite Verhältnis zu seinem Bruder Heinrich, seine angestrengt bemühte Disziplin beim Schreiben.

... ein Zitat

"Sein Ausgangsproblem war zweifellos die Einsamkeit. Dem Gefühl nach ausgeschlossen von der Gesellschaft, manövrieren sich nicht von ungefähr alle tragischen Figuren Thomas Manns in eine immer größere Entfernung von allen Menschen. Einerseits sind sie geneigt, die Schuld für das Unerträgliche bei sich selbst zu suchen, erleben sie sich als gehemmt und unfähig, selbst die einfachsten Ansprüche zu erfüllen. Andererseits sind sie aber natürlich zu stolz, um nicht auch Vorzüge bei sich zu sehen, blicken sie hinab auf die tumbe Erdenwelt und steigen dann immer höher ins Gebirge."


... die Sprache

Sehr intelligent, sehr ausformuliert. In manchen Exkursen ist ihr schon mal schwer zu folgen, vor allem wenn es dem Autoren beliebt, ins Detail zu gehen. Er beweist ein großes philosophisches Fachwissen, das er seitenweise einfließen lässt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen