Montag, 18. Februar 2019


"Mit der Faust in die Welt schlagen" 
von Lukas Rietzschel



"Um ihn herum fiel alles zusammen, 
versank und verreckte."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Dieses Buch ist nicht autobiographisch und doch ist Lukas Rietzschel in dieser Geschichte mehr als zu Hause. Wie auch Philipp und Tobias, Geschwister in Sachsen, wuchs der Autor in dieser Gegend auf.
Den Ort Neschwitz gibt es nicht, aber er steht für viele ähnliche Orte in diesem Teil Deutschlands. Wirtschaftlich geht es bergab, der Ort zählt zum Kern des sorbischen Siedlungsgebietes und das Miteinander von Deutschen und Sorben gestaltet sich schwierig. Die beiden Jungen werden mit einem Vater groß, der gegen die Sorben wettert und macht die Kinder von Angang an vertraut mit fremdenfeindlichem Vokabular. Als Gesamtdeutschland sich mit der Flüchtlingsproblematik auseinandersetzen muss, reagiert die Jugend in Neschwitz besonders aggressiv. Unter ihnen Philipp und auch Tobias, ohne Perspektive und familiärem Halt, denn die Eltern trennen sich im Laufe der Geschichte. Die Jungen haben sich einer neonazistischen Jugendgruppe angeschlossen, finden hier Bestätigung und vermeintlich Freundschaft. Am Ende ist es Tobias, der beginnt, dem Anführer Menzel zu misstrauen. Aber ist es nicht schon zu spät?
Philipp und Tobias wissen sich zu schätzen, aber das geschwisterliche Konkurrenzdenken ist von Anfang an sehr groß. Dabei hätten sich die beiden so sehr gebraucht ...

... ein Zitat

"Wann immer er eines dieser Gesichter sah, wollte er ihnen entgegenrufen: Was habt ihr denn gemacht? Für Sachsen? Für Neschwitz? Für Mutter? Für mich? Der Mann auf der Bühne fragte das Gleiche. Die Grundschule war erst geschlossen und dann zusammengelegt worden mit einer anderen im Umkreis. Jetzt mussten die Kinder ewig mit dem Bus durch die Gegend fahren. Keine Sparkasse mehr, kein Bäcker, keine Apotheke, kein Arzt."

... was mich bewegt hat

Am meisten hat mich das Ende bewegt, als Tobias so sehr hofft, Philipp möge sich bei ihm melden ...

... die Sprache

Leicht zu lesen, simpler Satzbau. Man hat das Gefühl, die Sätze werden manchmal einfach so rausgehauen. Und doch sind sie überlegt und sitzen. 

... ein Fazit

Das Buch hat ein bisschen in mir aufgeräumt. Ich bin schnell im Verurteilen, aber hier konnte ich erfahren, dass nicht jeder Krawallgänger und Gewalttätiger unreflektiert um sich schlägt. So mancher möchte gerne abgehalten werden von dem, was er da gerade tut, aber wo sind seine  Alternativen und wo sind die Menschen, die ihm Halt geben und Auswege aufzeigen könnten? Auch Eltern sind leider oft überfordert und mit eigenen Problemen beschäftigt.

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