Freitag, 9. Januar 2015

"Das Regenorchester" von Hansjörg Schertenleib

"Wer sich an nichts erinnert, hat nichts zu verzeihen."



Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story 

Sean, ein Schriftsteller aus der Schweiz, wird von seiner Frau verlassen und bleibt alleine als Aussteiger in Donegal, einer Provinz in Irland zurück. Fast untröstlich gibt er sich Trauer und Selbstmitleid hin. Niamh, eine ältere Irin, hilft ihm aus der Lebenskrise, indem sie ihn bittet, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben und ihn mit dieser Aufgabe aus der Schreibblockade holt. Sean und der Leser erfahren, dass auch Niamh zwei geliebte Menschen verloren hat. Indem Niamh nochmal verarbeitet, gelingt es auch Sean, Verlust und Krise neu zu betrachten.


... ein Zitat

"Weich ist das Licht hier in Donegal immer, Tag für Tag, weich und versöhnlich, als wolle einem die Natur etwas Tröstliches oder zumindest Beruhigendes mitteilen. Aber manchmal ... ist das Licht mit einemmal unwirklich gelb und fast mit Händen zu greifen. Etwas Phantasie genügt, und man sieht sich auf dem Grund eines Wasserglases sitzen, in das eben ein Maler seinen Pinsel getaucht hat."



... die Sprache

Sehr bilderreich, ruhig und zart. Bewegend, ohne in den Kitsch zu rutschen. Atmosphärisch dicht.

... das bewegte Herz

Als sehr intensiv habe ich die Szene empfunden, in der die todkranke Niamh nochmal in den Garten möchte und Sean sie hinausträgt. Das ist überhaupt die Stärke des Autoren: Landschaft zu beschreiben und die Wirkung auf den Menschen zu betonen. Wie dieser Einklang und Widerhall spürt und sich aufgehoben fühlt. 
So erfährt man gegen Endes des Buches auch, was mit dem Regenorchester gemeint ist. Ein wunderbares Bild. Farben- und Klangpracht zugleich.

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