Samstag, 2. August 2014

"Der Wanderfalke" von J.A. Baker





Es bleibt in Erinnerung ...

... dass wir hier keine Story haben, keine Handlung im eigentlichen Sinne. Vom Anfang des Buches bis zu seinem Ende vergehen wohl sieben Monate, trotzdem hat man das Gefühl, dass die Zeit stillsteht ...
Der Autor beobachtet an der Küste von Essex ein Wanderfalkenpaar und das mit vermeintlich einfachen Mitteln, nämlich nur er und sein aufmerksamer Blick, Stift und Papier. Es ensteht eine Art Tagebuch, das sich liest wie eine Mixtur aus wissenschaftlichem Werk und poesievoller Prosa. Es ist letzteres, was diese "Naturkunden" so wertvoll macht, nämlich die Kunst, das Wanderfalkenpaar derart in diesem Text einzufangen, dass man fast eins wird mit dem Beobachter und den Vögeln. Man spürt seine Liebe zu den Tieren, fast schon eine gewisse Obsession und erfährt wie beglückend es sein kann, sich ganz der Naturbeobachtung hinzugeben.

... das bewegte Herz

J.A. Baker, wie er still und mit beseelter Aufmerksamkeit über Monate die Wanderfalken beobachtet. Und nicht nur die Liebe zu den Vögeln glänzt in diesem Buch, sondern auch die außergewöhnliche Kunst, die Natur zu beschreiben. Er spielt mit Farben, der Luft, dem Licht und zaubert Bilder, die man sich am liebsten einrahmen und an die Wand hängen möchte.

... ein Zitat

"Er legte sich in den Wind, stieg in steilen Spiralen auf und schwebte mit lyrischer Leichtigkeit tausend Fuß höher. Mühelos fegte und trieb er dahin, klein und langsam kreiselnd wie ein geflügelter Ahornsame im Wind."

... die Sprache

Feinste Poesie.
Die Beobachtungen wiederholen sich, seien es der Himmel, das Licht, die Salzwiesen, die Goldammern und Wanderfalken, doch nie wiederholt er sich in seinen Betrachtungen, immer findet er neue wortschöpferische Möglichkeiten.

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