Sonntag, 13. Januar 2019

"Die Frau von dreißig Jahren" 
von Honoré de Balzac



" Das Herz hat sein eigenes Gedächtnis."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Gegen den Willen ihres Vaters heiratet die junge Julie den deutlich älteren Marquis d'Aiglemont. Zunächst "stolz, eitel und glücklich", weil er sie zur Frau genommen hat, wirft sie ihm schon bald "Herrschsucht" vor. Julie lässt sich auf verschiedene Affairen ein und als sie dreißig ist, macht ihr der Diplomat Charles de Vandenesse den Hof. Dieser sieht in Julie eine interessante "erfahrene Frau". Daher rührt der Titel des Buches.
Aus den Liebesbeziehungen gehen mehrere Kinder hervor. Ab der Mitte des Romans spielt Julies Tochter Helene ein wichtige Rolle. 
Zum Endes des Buches bleiben nur noch Julie und ihre Tochter Moina. Letztere beginnt unwissentlich eine Affaire mit ihrem Halbbruder. 

... ein Zitat

"Gott, der sich durch die Familie selbst rächt, der sich ewig der Kinder gegen die Mütter, der Väter gegen die Söhne, der Völker gegen die Könige, der Fürsten gegen die Nationen, aller gegen alle bedient; in der Welt der Moral ersetzt er Gefühle durch Gefühle, wie die jungen Blätter die alten im Frühling abstoßen: er handelt einer unumstößlichen Ordnung folgend, einem Ziel zustrebend, das er allein kennt. Alles kommt von ihm, besser noch, alles kehrt in seinen Schoß zurück."

... was mich bewegt hat

Balzacs Einfühlungsvermögen in das Gefühlsleben einer jungen Frau.

... die Sprache

Ich mag sie durchaus, liebe es auch blumig und den Überschwang darin. Aber stellenweise ist es mir doch mit zuviel Pathos geschrieben.

... ein Fazit

Balzac zählt zum Kanon der Weltliteratur, aber dieses Werk möchte ich nicht  empfehlen.
Ursprünglich sollten die Kapitel Erzählungen für sich sein. Später überarbeitete Balzac sie und machte einen Roman daraus. Meines Erachtens merkt man es, denn die Übergänge sind, vor allem in der zweiten Buchhälfte, zunehmend irritierend.

Als Marcel Reich-Ranicki 1938 aus Deutschland deportiert wurde, durfte er kein Gepäck mitnehmen. Aber er steckte ein Buch ein, nämlich obiges, seine damals aktuelle Lektüre. 


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