Samstag, 1. Dezember 2018

"Wild" von Reinhold Messner




"Als die Sonne aus den Zirruswolken bricht,
 glitzert die Luft voller Eiskristalle."

Es bleibt die Erinnerung ...

... die Story

Im Sommer 1914 verlässt die "Endurance" den Hafen von Buenos Aires. An Bord sind die britischen Polarforscher Ernest Shackleton und Frank Wild mit dem Ziel, als Erste den antarktischen Kontinent zu durchqueren. Als das Schiff 1915 im Packeis stecken bleibt und zerdrückt zu werden droht, verlassen die achtundzwanzig Expeditionsteilnehmer die Endurance und retten sich auf eine Eisscholle. Diese bricht, woraufhin die Männer mit Hilfe der Rettungsbote Zuflucht auf Elephant Island suchen. Von hier aus fährt eine kleine Gruppe, angeführt von Shackleton weiter über den südlichen Ozean nach Südgeorgien, um Hilfe zu holen. Zweiundzanzig Männer bleiben zurück und harren unter Frank Wilds Führung in der Eishölle aus. Vier Monate lang müssen sie auf Rettung warten und wissen nicht, ob diese überhaupt kommt. Minusgrade von 40 °C, Blizzards, Erfrierungen, Nahrungsknappheit und Depressionen setzen den Zurückgebliebenen zu. Überliefert ist, dass Frank Wilds Persönlichkeit "die Truppe aufrecht hielt" und einzig sein Zuspruch, sowie das Konzept der Aufgabenverteilung die Männer überleben ließ. Als Shackleton 1916 mit einem Rettungsboot zurückkehrt, können alle aufgenommen werden und in die Zivilisation zurückkehren.

... ein Zitat

"Immerzu Frost, alles gefroren: ihre Kleidung, die Schlafunterlage, die Schlafsäcke. Das Problem dabei ist die feuchte Atemluft, jede Art von Ausdünstung sammelt sich nachts in der Kleidung und wird anderntags draußen zu Eis. Die Männer schütteln es dann aus Hosen, Schuhen, Westen und Unterhemden. Ganz können sie es aber nie loswerden, und nachts, in ihren Schlafsäcken, taut das Eis wieder auf."

... was mich bewegt an

Reinhold Messners Begeisterung ist spürbar und das hat mir gut gefallen. Zweimal schon ist er persönlich vor Ort am "Point Wild" von Elephant Island gewesen, regelrecht fasziniert von den überlieferten Ereignissen.

... die Sprache

Zahlreiche (wahrscheinlich fiktive) Dialoge von einfacher Sprache. Geht es um das Bizarre und die Schönheit der Eislandschaft, gewinnt die Sprache aber gewaltig.

... ein Fazit

Meines Erachtens ein gutes Buch. Reinhold Messner hat einen ansprechenden dokumentarischen Roman geschaffen. Da der Autor selber mit extremen Herausforderungen vertraut ist, empfindet man den Ton des Buches als sehr authentisch.
Ich frage mich nur, warum es im Anhang keine Quellenangaben gibt. Nur im fließenden Text tauchen Hinweise auf etwaige Quellen auf, zum Beispiel hat Frank Hurley, ein Teilnehmer der Expedition, Fotos und Tagebuchaufzeichnungen hinterlassen. 
Etliche beeindruckende Fotos und Zeichnungen runden das Buch ab.

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