Mittwoch, 15. August 2018


"Unter der Drachenwand" von Arno Geiger




" Bruchstücke der Vergangenheit fielen auf mich herunter
 und begruben mich, es war, als müsste ich ersticken."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Veit Kolbe kuriert in Mondsee "unter der Drachenwand" eine Verletzung aus, die er sich an der Front in Russland zugezogen hat. Es ist das Jahr 1944 und man erträgt die letzten Zuckungen des Krieges, hofft auf das Ende, eine Hoffnung, die sich durch das Jahr zieht, aber nicht erfüllt. Der vierundzwanzigjährige Veit muss in gewissen Abständen zur Nachuntersuchung nach Wien und jedes Mal befürchten, wieder "feldtauglich" geschrieben zu werden. Dabei leidet er immer noch unter den Folgen, durchlebt panische Anfälle, während derer ihn Kriegsszenarien heimsuchen. Helfen kann ihm nur die legalisierte Droge Pervitin, die an der Front großzügig an die Soldaten verteilt und zur Gewohnheit wurde.
Veit fühlt sich durch die Kriegsjahre seiner Jugend beraubt. Nach der Schule wollte er studieren ...und das Leben lieben. Aber man zog ihn direkt ein.

In Mondsee lernt er Margot kennen, die zusammen mit ihrer kleinen Tochter in der Nachbarschaft lebt. Veit und Margot kommen sich näher und sind einander Halt in dieser ruhelosen Zeit. Für Veit fühlt es sich wie ein "Neuanfang" an und doch befürchtet er, "das Glück mit Margot" wieder zu verlieren. Nur zaghaft denken die beiden an die Zukunft. 
Gefasst ertragen sie es, als Veit wieder "kriegsverwendungsfähig" geschrieben wird und zurück an die Front muss.
"Nie bin ich mehr am Leben gehangen als in diesem Moment." So seine Gedanken beim Abschied.
Ein letzter Blick auf die Drachenwand und er reist schweren Herzens ab ...

... ein Zitat

"Seit ich im Spätsommer vor mehr als fünf Jahren zum Militärdienst eingezogen worden war, hatte sich das Zimmer kaum verändert, die Schulbücher lagen noch im Schreibtisch, mich an die Jahre erinnernd, die mir niemand zurückgab. Ich hätte versuchen können, aufzuholen, was aufzuholen war, statt dessen lag ich auf dem Bett ohne Antrieb, ein abgenagtes Stück Herz. Und immer wieder ging mir durch den Kopf: Ich habe so viel Zeit verloren, dass ich sie nicht aufholen kann."

... was mich bewegt hat

Die Gedanken, die Veit sich macht, seine Beobachtungsgabe, sein Mut.

... die Sprache

Ausdrucksstark. Schöne Textstellen. Und ich mag Arno Geigers feinsinnige Ironie.

... ein Fazit

Ich gebe zu, die Inhaltsangabe zu diesem Buch macht keine große Lust auf die Lektüre. Aber, Leser, traue dich, es ist so schön geschrieben!

Etwas beschwerlich sind die in den fließenden Text gesetzten Briefe. Zu gedrängt, zu viele Infos auf einmal.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen