Donnerstag, 7. Juni 2018


"Nachsommer" von Johan Bargum




"Manchmal frage ich mich, was der größere Segen ist, sich zu erinnern oder zu vergessen."


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Olof und Carl kommen nach Jahren wieder zusammen, da die Mutter vom Sterbebett aus nach ihnen ruft. Es ist ein Spätsommer in den finnischen Schären, wo die Familie ein Ferienhaus besitzt und wohin die Mutter sich zum Sterben zurückgezogen hat. Solch ein Ort weckt Erinnerungen und mit diesen spielt der Autor. Olof, aus dessen Warte erzählt wird, stand stets hinter Carl zurück, der sich in dem Gefühl sonnen konnte, das Lieblingskind der Mutter zu sein. 
Auch bei diesem Familientreffen ist die Spannung zwischen den beiden noch gut spürbar.
Der Sog des Buches besteht in dem, wie die Vergangenheit sich im Jetzt platziert und einiges ans Licht bringt. Olof muss sich zum Beispiel die Frage stellen, ob er nicht die Chance einer wichtigen Wende in seinem Leben vertan hat.
Sehr interessant entwickelt sich die Figur des Tom ... Johan Bargum setzt hier auf den wachen Leser!

... ein Zitat

"Ich gehe von einem ins andere Zimmer. Es fühlt sich an, als würde ich mich schon in einer vergangenen Zeit bewegen. In einem Jahr wird es all das nicht mehr geben.
Ich werde mich daran erinnern. Ich werde es nicht vermissen. Ich habe es bereits hinter mir gelassen, wie man die Kindheit hinter sich lässt, ein bisschen über ihre Unschuld staunend, aber ohne Trauer, weil man weiß, das es kein Zurück gibt."

... was mich bewegt hat

Konstellationen in Familien scheinen unverrückbar. Auch nach Jahren noch.

... die Sprache

Kurze Sätze, die gar oft dem einfachen Muster Subjekt-Prädikat-Object folgen.

... ein Fazit

Der Roman wirft einige gute Fragen auf und überlässt es dem Leser, sie zu beantworten. Man muss immer wieder zwischen die Zeilen tauchen, um der Familiengeschichte auf der Spur zu bleiben. Die knappe Sprache lässt dem Leser da viel Raum. Gut gemacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen