Sonntag, 21. Januar 2018

"Wo Frauen ihre Bücher schreiben" 
von Tania Schlie


"Ab und zu stellte Virginia Woolf ihren Schreibtisch um, 
um den Ausblick aus einem anderen Fenster zu haben."

Es bleibt in Erinnerung ...

... ein eindrucksvolles Buch

Es lebt von den Fotos und der Gesamtgestaltung. Stets wieder mag man es durchblättern und sich in die Schreibwelten der Autorinnen einfühlen. Mit einfließen lässt Tania Schlie interessante Details.
In Nicole Krauss beeindruckendem Roman "Das große Haus" zum Beispiel spielt ein alter Schreibtisch eine besondere Rolle und wir erfahren, dass dieser doch tatsächlich in ihrem Haus in Brooklyn steht und sie zu ihrem Werk inspiriert hat.
Wir lernen hier also "Umgebung, in der Literatur entsteht" kennen.Tania Schlie lässt uns in die Schreibstuben der Autorinnen blicken. Und ein wenig weiter. Spannend fand ich auch die unterschiedlichen Tageszeiten, zu denen die Schreiberinnen zur Hochform aufliefen, bzw. noch auflaufen. So schreibt Toni Morrison zum Beispiel mit Vorliebe vor dem Sonnenaufgang.

... ein Zitat

"In allen Fällen, belebt oder unbelebt, geben uns diese Momentaufnahmen dennoch einen Eindruck von der jeweiligen Schreiberin. An den Dingen, mit denen sie sich umgibt, an der Atmosphäre eines Schreibtisches können wir ablesen, in was für Arbeits- und Lebenswelten sich die Schriftstellerin bewegt ... Genau das ist das Ansinnen dieses Buches: ausgehend von den Wohn- und Arbeitsräumen einer Dichterin ihre Bücher und die Lebenswelten nachzuzeichnen."

... was mich bewegt hat

Die Verbundenheit mit dem Möbelstück Schreibtisch, das eben mehr ist als das. 
Ich werde mich immer an Elke Heidenreichs Worte erinnern, Freunde seien willkommen, dürften in ihrem Haus übernachten, sich Klamotten leihen und in ihrer Küche kochen, aber der Schreibtisch sei allein ihrer. 
Also ein ganz intimer Ort.

... die Sprache

Die Sprache in diesem Buch lebt von der Einzigartigkeit der Autorinnen, die vorgestellt werden. Ist Tania Schlie selber "gepackt", schreibt sie zauberhaft. Etwas aufzählend kommt es rüber, wenn sie einfach nur wiedergibt, was auf den Fotos zu sehen ist.

... ein Fazit

Man muss dieses Buch nicht von vorne nach hinten durchlesen. Man sollte es vielmehr auf sich wirken lassen und vor allem die Fotos wertschätzen. So rutscht man hier und dort in die Zeilen und liest ausgewählt. 
Wunderbar gestaltet. Ansprechend in Cover, Aufmachung, Seitengestaltung und Haptik.

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