Freitag, 1. Januar 2016

"Wie kommt das Salz ins Meer?" von Brigitte Schwaiger


"Ich bin still und lasse seinen großen Seufzer über mir zerbrechen und in Splittern auf mich herunterregnen ..."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Eine gutbürgerliche Familie als Idealvorstellung-  in diesem 1977 erschienenen Roman sind dies die Erwartungen an die Icherzählerin, eine sensible junge Frau, die ohne Eigenständigkeit und durchgedrücktes Rückgrat die Rolle der Ehefrau mimt. Definiert wird sie über Rolf, der im Beruf seinen Mann steht und zu Hause machoartig über die Beziehung herrscht. 
Brigitte Schwaiger schrieb mit diesem Buch einen Bestseller und gar war er einige Jahre beliebte Schullektüre im Deutschunterricht. Der Leser blickt tief in eine Gesellschaftsstruktur, die der Frau wenig Raum lässt. Identifikation findet über den Mann statt und die Frau verkümmert in ihrem mageren Selbstwertgefühl. Sehr gut wird aufgezeigt, wie die Frau in eine Abwärtsspirale gerät, hin zu Depression und Todessehnsucht. Aber das Ende überrascht durchaus ...
Alles andere als ein langweiliger Beziehungsroman!

... ein Zitat

"So viele Leute, die uns nicht mögen, haben uns Glück gewünscht. Niemand hat sich einen besonderen Spruch einfallen lassen, auch die nicht, die uns mögen. Rolf hat jedes Telegramm vorgelesen. Jetzt müssen wir glücklich werden, es geht gar nicht anders ...
Hochzeitsreise findet statt wie geplant. Eine Fahrt in den Süden. Es wäre unmöglich gewesen, die Hochzeit abzusagen, da doch die Einladungen gedruckt waren. Noch dazu so schöne ... Die Hochzeit absagen, das wäre ja so, als müsste man ein Begräbnis absagen, weil der Tote auf einmal nicht gestorben ist."

... das bewegte Herz

Wie ihr Hund zum Leidensgenossen wird, wie ihm Ähnliches widerfährt und es ihr nicht gelingt, ihn vor dem sadistischen Mann zu schützen. 
Ihre ganze Seelenqual.

... die Sprache

Sie ist das Besondere an diesem Werk, meist kurze Sätze, die meisterlich prägnant die Ehe skizzieren, oft doppeldeutig und mit einer gewissen Ironie, immer treffend, immer auf dem Punkt. 

"Mein Mann wirft Wörter aus, und sie fallen dorthin, wo er sie haben will."

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