Montag, 25. Mai 2015

"Die Entzifferung der Schmetterlinge" von Stefan aus dem Siepen


"Alles, was ihm zu seinem Glück und Unglück nötig war, trug er in sich selbst."

Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Es ist die Geschichte von Peter Nauten, einem sonderlicher Einzelgänger, der das Leben sehr zögerlich angeht. Stets etwas verträumt entwickelt er sich bereits in seiner Kindheit und Schulzeit zu einem Außenseiter. Gerne zieht er sich zurück und verliert sich in Büchern. Nach der Schule wählt er den Studiengang "Alte Sprachen", lässt sich aber Zeit mit seinem Studium und als sein Vater stirbt, muss er gar abbrechen, da seine Mutter es nicht mehr finanzieren kann. Er kommt als Sachbearbeiter in einer Versicherung unter, doch seine "Antriebslosigkeit" und "gedämpfte Art"geraten der Firma sehr zum Nachteil und Nauten erhält die Kündigung. Auch der Versuch, sich in Trixi zu verlieben, zu heiraten und ein gemeinsames Zuhause zu schaffen, gelingt nur für kurze Dauer. Nautens nächster und letzter Job ist der eines Kellners, eine Arbeit, die ihm durchaus liegt. In seiner Freizeit entwickelt er unerwarteten Ehrgeiz und erforscht mit viel Akribie Schriftmuster auf Schmetterlingsflügeln und Muscheln. In seiner Vorstellung sind diese zu entziffern, aber sie erschließen sich ihm letztendlich nicht. Als er von seiner Mutter ein Häuschen auf Wangerooge erbt, wählt er das Inselleben. Die letzten Seiten im Buch bringen es nochmal auf den Punkt: Nauten lässt sich treiben und weiß nicht wohin ...

... das bewegte Herz

Das Herz schlägt für den Protagonisten, der unfähig ist, sich in der Welt einzurichten, dem es aber gelingt, sich ein inneres "ideelles Reich" zu schaffen.

... ein Zitat

"Zumindest für ein paar Wochen mochte er nicht an seine Zukunft denken. Irgendwie würde es schon weitergehen mit ihm, so wie es auch bisher immer irgendwie weitergegangen war. Mit der Zeit würde eine Lösung kommen, plötzlich, von irgendwoher- in den vergangenen vierzig Jahren seines Lebens hatte es schon oft unvermutete Wendungen gegeben, wenn auch, wie er zugeben musste, nicht immer nur zum Guten. Die Dinge für eine Weile einfach dahintreiben zu lassen, sich mit verhältnismäßiger Ruhe den Büchern und der Musik zu widmen, konnte in einer zerklüfteten Lage wie dieser nicht das Unvernünftigste sein."

... die Sprache

Einfach genial. Formulierungen, die mich schmunzeln lassen und eine Ruhe und Nachdenklichkeit, die den Protagonisten ins passende Licht rücken. Komik, die ganz still daherkommt und einen Peter Nauten beschreibt, dem es bei allem ganz ernst ist. Eine unvergessliche Figur mit leicht oblomowen Zügen ist hier geschaffen worden. Sprachlich sehr ausgefeilt und wunderbar treffend.







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