Dienstag, 16. Dezember 2014

"Den Oridongo hinauf" von Ingvar Ambjornsen

"... alles liegt ein wenig jenseits der Worte."





Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Erzählt wird die Geschichte von Ulf, der fünfzigjährig von Oslo zu seiner Brieffreundin Berit nach Norwegen ans Meer zieht. Zunächst ist der Leser verwirrt, denn er erfährt auch, dass Ulf eine Reise "den Oridongo hinauf" unternommen hat. Doch man versteht: es ist nur ein Bild. Ulf hat Schlimmes durchgemacht, ein beschwerlicher Weg den schwarzen Strom hinauf, durch dichten Dschungel, Einsamkeit, Fieber, Unverträglichkeit, Melancholie ...
Berit nimmt Ulf bei sich auf, schenkt ihm Liebe und Vertrauen. Beide arrangieren sich auf liebevolle Weise, Ulf weint oft "vor Dankbarkeit".
Als ein Zwölfjähriger Junge im Dorf verschwindet und verwirrt wieder auftaucht, ist es Ulf, der Zugang zu ihm findet. Die beiden ähneln sich, neigen zum Einzelgängertum und zum Verstummen, sobald Probleme nicht bewältigt werden können. Ulf erkennt sich in dem Jungen wieder und muss sich nochmal seiner Vergangenheit stellen.

... das bewegte Herz

Ulf bewegt, sein Ankommen und Bleibenwollen, seine Verbundenheit mit Norwegen und seine zarte, behutsame Liebe zu Berit. Und die quälende Vergangenheit, die er eigentlich hinter sich gelassen hat, die aber immer wieder in die Gegenwart reinreicht.

... ein Zitat

"Und alles schmeckt hier draußen und hier oben viel stärker, Käse, Brot, Wurst und Kaffee, vermischt mit der Luft von Meer und Gebirge, und ich kaue und werde von dieser Natur überwältigt, die mich fast, aber nur fast, an einen milden Schöpfer glauben lässt, ein ästhetisches Genie, das mir bei allem hier wohlwill, dem blanken Meeresspiegel und den Tausenden von Inseln nach Norden und Süden, einer ganzen Welt aus Inseln, unbewohnten Felsen und Inseln mit vielleicht einem einzelnen Hof, vielleicht nur einem Bootsschuppen, oder glatten Steinen, wie Walrücken im Meer, wo der Kormoran sitzt und sich die Flügel trocknet ... und tief unter mir ... das kleine, weiß angestrichene Haus, das zu meinem Zuhause geworden ist."

... die Sprache

Sehr warme, zärtliche Sprache. Stark, wenn es um Stimmungen und das Beschreiben von Landschaft geht. Reich an Poesie.


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