Freitag, 21. November 2014

"Der Tänzer" von Colum McCann

"Bei ihm war es mehr eine Suche nach etwas jenseits des Tanzes, ein Sehnen nach dem, was den Menschen ausmachte."


Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Dieses Werk greift sich den großen Tänzer Rudolf Nurejew und spinnt um dessen Karriere zauberhafte Begebnisse, die schließlich ein harmonisches Ganzes ergeben. Der Autor verwebt Biographisches mit seiner eigenen Phantasie und schafft einen mehr als bemerkenswerten Roman. McCann bedient sich verschiedener Perspektiven sowie Erzählstilen. Meistens wird aus der Warte von Menschen erzählt, die ihm nahe standen, da wären seine Schwester oder Julia, die Tochter von Rudiks alter Tanzlehrerin, später auch seine Haushälterin Odile. Kommt Rudik selber zu Wort, wechselt die Sprache zu kürzeren Einschüben, so als hätte er Tagebuch geschrieben.
All diese Elemente lassen ein Kaleidoskop an Eindrücken entstehen.

Während eines Auslandsauftritts in Paris nutzt Rudik die Gelegenheit sich abzusetzen und im Westen zu bleiben. Seine Familie leidet sehr darunter, muss Repressalien und Armut aushalten, während Rudik sich in Glanz und Extravaganz sonnt. Der Leser lernt einen ehrgeizigen jungen Mann kennen, der sich nicht nur Freunde macht. Egoismus, ausschweifend gelebte Homosexualität und eine gewisse Oberflächlichkeit werden ihm nachgesagt. Aber der Leser erfährt ihn auch als liebevollen Familienmenschen, vor allem am Ende des Romans, als er ein Visum für achtundvierzig Stunden erhält und nach Hause kommt.

... das bewegte Herz

Es sind in der Hauptsache die Nebendarsteller, die mich bewegen. Sie müssen in einem System ausharren, das Verfolgung und Armut bedeutet und sie schaffen sich Kleinode in ihrer Leben, die ihnen Halt geben.
Die Liebe zum Tanz (allen Widerständen zum Trotz) bewegt ebenfalls und der Besuch von Rudik, als es fast schon keine Hoffnung mehr gibt.

... ein Zitat

"... du siehst ihn ständig lesen, denn Puschkin hat ihm gesagt, dass er, wenn er ein großer Tänzer werden will, die großen Romane und Erzählungen kennen muss, und so sitzt er im Hof und beugt sich über Gogol, Joyce, Dostojewski; du siehst, wie er sich den Seiten entgegenbiegt ..."

... die Sprache

Sie fesselt, da sie mit dem Leser spielt. Es sind unterschiedliche Schwingungen spürbar je nach Perspektive. Aber nie geht die Poesie verloren und immer spürt der Leser eine Sprache, die ihn einnimmt und bewegt.


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