Freitag, 19. September 2014

"Fische schließen nie die Augen" von Erri de Luca



Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Der Icherzähler erinnert sich mit fünfzig Jahren an einen für ihn bedeutenden Sommer. Er bezeichnet ihn als seinen Abschied von der Kindheit. Bilder ziehen auf: der Junge ist sehr in sich gekehrt, fährt gerne mit den Fischern auf's Meer oder vertieft sich in Bücher. Von Gleichaltrigen hält er sich fern, mag "dieses Gewimmel wie in einem Aalbecken" nicht.
Alles verändert sich, als er ein Mädchen kennenlernt. Auf sie aufmerksam wird er, da sie von einer "Aura aus Stille" umgeben ist und ganz versunken am Strand kleine, gelbe Bücher liest. Sie scheint ihm ähnlich.
Doch gibt es in Neapel am Meer weitere Jungen, die sich für das Mädchen interessieren und er gerät er mit diesen "Konkurrenten" aneinander. Seine Rolle dabei ist passiv. Er lässt sich verprügeln und erträgt es in der Hoffnung, dadurch aus seinem Kinderkörper rauszufinden. Er möchte an dieser Gewalt wachsen, gibt sich ihr hin, erwartet eine Verwandlung wie das Schlüpfen aus einem Kokon.
Schließlich ist es die zarte Liebe zu dem Mädchen, die ihn reifen lässt.

... das bewegte Herz

Der Junge in seinem Körper, wie er fühlt und sehnt. Und die berührenden Sätze, die Erri de Luca dazu findet und die nicht treffender sein könnten.

... ein Zitat

"Ich war inzwischen zehn Jahre alt, ein sprachloses Knäuel Kindheit. Zehn Jahre war eine feierliche Ziellinie, zum ersten Mal schrieb man sein Alter mit zwei Ziffern. Die Kindheit endet offiziell, wenn man den Jahren die erste Null hinzufügt. Sie endet, aber nichts geschieht, man steckt in demselben gehemmten Kinderkörper früherer Sommer, innerlich aufgewühlt ... ich steckte in einem verpuppten Körper, und nur der Kopf versuchte, ihn aufzubrechen."

... die Sprache

Sie hat mich von Anfang an gepackt, ist reich an Poesie und wartet mit vielen Sätzen auf, die es wert sind rausgeschrieben oder mit einem post-it versehen zu werden. 

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