Mittwoch, 3. September 2014

"Die Meisen von Uusimaa" von Franz Friedrich



Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Den meisten Raum in diesem Buch nimmt das unerklärliche Verstummen einer Meisenpopulation auf der finnischen Insel Uusimaa ein. Die Dokumentarfilmerin Susanne Sendler ist vor Ort und dreht einen Film über diese Vögel, die den Inselbewohnern ein Rätsel aufgeben.
Franz Friedrich verwebt mit diesem weitere Erzählstränge, die in lockerer Verbindung zu den Geschehnissen auf Uusimaa stehen. Zum Beispiel lernt in Berlin eine amerikanische Studentin Hektor kennen, dessen Frau auf Uusimaa lebt und der, sobald die Meisen wieder singen, mit seinem Sohn nachziehen möchte.
Auch geht es um einen jungen Filmemacher, der zufällig auf Susanne Sendlers Film gestoßen ist und sich Jahre später ebenfalls auf den Weg nach Finnland macht.
Mit auf dem Schiff reisen ein Vater und sein Sohn. Meine Phantasie erlaubt mir, in ihnen Hektor und seinen Sohn Paul zu sehen.
Jede Geschichte für sich zieht den Leser in einen Sog, aber auf der Suche nach einem allumfassenden Zusammenhang droht er abhanden zu kommen. Ein Buch, das es vielleicht verdient, ein zweites Mal gelesen zu werden. Aber ob man dann mehr Verknüpfungen aufspürt, bleibt fraglich. Denn selbst der Autor spricht bei seinem Werk von der "offenen Form". 
Das Buch steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und alljährlich bin ich geneigt, möglichst vielen dieser Nominierten meine Lesezeit zu schenken. Das verleitet mich leider immer wieder, zu schnell über diese Leseschätze zu huschen.

... das bewegte Herz

Diese Menschen, die nach Gründen suchen, warum die Meisen verstummt sind und denen es wichtig ist, dass die kleine Population wieder singt. Die zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung eines Naturschauplatzes.

Monika, die in Berlin an ihrer Doktorarbeit schreibt und deren Stipendium nicht verlängert werden soll. Ihre Not hat mich bewegt.

... ein Zitat

"Die Sonne trat heraus, Licht durchstrahlte das Laub, und jedes Blatt, das fein gezackt war, wie die Tortenspitzdeckchen einer Konditorei, schillerte kleegrün und blendend weiß. In diesem Moment, der mich vergessen ließ, warum ich hier war, erblickte ich auf einem Espenzweig eine kleine zerzauste Gestalt. Wind fuhr ihr durch das flaumige Gefieder, sie trotzte einer Böe ..."

... die Sprache

Eine Sprache, die hoffen lässt, dass Franz Friedrich weitere Bücher schreibt. Sie hat mich mit ihren vielen Facetten gefesselt. Geht es um Naturbeschreibungen oder darum, wie seine Zentralfiguren fühlen und denken, immer gelingen seine sprachlichen Ausführungen. Sehr gerne bin ich dem Autoren gefolgt.


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