Montag, 21. April 2014

"Reise an den Rand des Universums" von Urs Widmer


Es bleibt in Erinnerung ...

... die Story

Dieses Buch umfasst die ersten dreißig Lebensjahre von Urs Widmer, geschrieben wie eine Autobiographie, wobei der Autor vorzieht, es "Erinnerungsbuch" zu nennen.
Er teilt diese Jahre in drei Dekaden ein und gibt dem Buch darüber etwas Struktur. Flüssig erzählt er von seinem Elternhaus, seiner Kindheit, den Jugendjahren und vom Studentenleben. Einige Urlaube sind für ihn unvergessen, viele Menschen auch, die er namentlich benennt.
Er beschönigt nichts, spricht gerne vom Glück, gibt dem Unglück aber auch viel Raum. Die depressive Mutter ist für den Jungen eine schwer einschätzbare Bezugsperson, der Vater arbeitet gerne zurückgezogen in seinem Büro, die Tür immer zu. Die Schreibmaschine klappert durch das Haus.
Urs Widmer hat selbst mit Angst- und Panikzuständen zu tun, aber er kommt über diese Zeit hinweg, bleibt ein Glückssuchender.
Nach Tätigkeiten als Lektor (unter anderem im Suhrkampverlag) kommt Urs Widmer endlich selber ans Schreiben. Zurückgezogen sitzt er mit seiner Schreibmaschine auf einem Speicher und plötzlich fließen die Zeilen. Er empfindet großes Glück, spricht gar vom Urknall oder einer Eruption.

... das bewegte Herz

Wie er als Bub mit seinem geliebten Fahrrad unterwegs ist.
Schwelgen in Urlaubserinnerungen.
Und zu guter Letzt, wie er in den Schreibfluss gerät.

... ein Zitat

"Jetzt, endlich, ließ die Maschine jenes rhythmische Trommeln hören, das in mir als fernes Echo lebte und mir zeigte, dass ich das Instrument richtig spielte ...Ich wagte kaum zu atmen- schrieb, spannte ein neues Blatt ein, schrieb weiter ... In meiner Erinnerung habe ich den Text- diese Eruption, die die längste Zeit in meinem Inneren bereitgelegen und auf den richtigen Augenblick gewartet hatte, um ans Tageslicht zu treten- an einem Stück geschrieben, gebannt, erregt, sorgfältig, überrumpelt, wachsam, in heißem Glück."

... die Sprache

Sie versteht es, Landschaften und Gefühle in Worte zu fassen. Und sie steigert sich, so als würde Urs Widmer sich im Laufe seiner Erinnerungsbuches "freischreiben". Wirklich schön zu lesen, manchmal auch etwas schlicht, aber trotzdem gefällig.

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