Montag, 31. März 2014

"Lolita" von Vladimir Nabokov


Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Humbert Humbert, der Icherzähler in diesem Roman, sitzt im Gefängnis und schreibt sein Leben nieder. Damit legt er gewissermaßen ein Geständnis ab, spricht aber immer wieder die Geschworenen oder den Leser an und bittet um Verständnis für das, was er getan hat ...
Er wächst mutterlos bei Verwandten auf, studiert später Literatur. Mitte der vierziger Jahre lässt er sich nach einer unglücklichen Ehe in einer amerikanischen Kleinstadt nieder, mietet dort zunächst nur ein Zimmer im Hause der Charlotte Haze. Letztere hat eine zwölfjährige Tochter und Humberts Leidenschaft entbrennt für diese Nymphe (wie er selber sagt). Die Umstände wollen es, dass Charlotte sich in ihn verliebt und er diese heiratet, um in Lolitas Nähe blieben zu können. Mehr und mehr gerät er in die Abgründe seines Begehrens und als Charlotte verzweifelt vor ein Auto läuft und umkommt, nimmt er sich Lolitas an und die eigentliche Dramatik nimmt ihren Lauf. Die beiden reisen kreuz und quer durch die USA und  sind in dieser Zeit ein "Liebespaar". Humbert erkauft sich gewissermaßen Lolitas Liebesdienste. Dafür gibt es Kinobesuche, Geld oder auch mal die Erlaubnis, Zeit mit Gleichaltrigen verbringen zu dürfen. Lolita ist ihm ausgeliefert. Humbert ist sich immer mehr der Verwerflichkeit seines Tuns bewusst und hat Angst vor Aufdeckung und Verfolgung. Nach einem Krankenhausaufenthalt Lolitas, verliert er tatsächlich das Mädchen. Mit Hilfe eines anderen Mannes kann sie flüchten. Das Buch endet schließlich in einem Mord.

... das bewegte Herz

Humbert dreht sein Innerstes nach außen. Damit gelingt es Nabokov, beim Leser Mitgefühl zu wecken. Humberts Schmerz und seine Leidenschaft rühren, obwohl man an und für sich dieses Gefühl nicht zulassen möchte.

... ein Zitat

"Ich habe oft beobachtet, dass wir geneigt sind, unsere Freunde mit derselben Wesensbeständigkeit auszustatten, die literarische Gestalten in der Vorstellung des Lesers erlangen. Einerlei, wie oft wir König Lear wieder aufschlagen, nie werden wir den guten König dabei finden, in überschäumender Lustbarkeit, alles Leid vergessend, bei einer fröhlichen Zusammenkunft mit seinen drei Töchtern und ihren Schoßhunden den Becher zu schwenken. Niemals wird Emma von den Salzen mitfühlender Tränen wiederbelebt werden, die Flauberts Vater zur rechten Zeit vergoss. Welche Entwicklung dieser oder jener beliebte Charakter auch zwischen den Buchdeckeln durchmacht, sein Schicksal ist in unseren Köpfen ein für allemal besiegelt, und ebenso erwarten wir von unseren Freunden , dass sie unverrückbar in dieser oder jener logischen und konventionellen Schablone bleiben, auf die wir sie festlegen."

... die Sprache

Ganz groß! Die Sprache hilft ein wenig über die beklemmende Handlung hinweg. Grazil in den unangenehmsten Szenen. Poetisch in der Landschaftsbeschreibung. Und exemplarisch in der Betrachtung des Lebens. Ein echter Nabokov.

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