Sonntag, 16. März 2014

"König Alkohol" von Jack London


Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Als Fünfjähriger nippt er an seinem ersten Bier. Zunächst schmeckt es natürlich nicht, aber die Szenerie der geheizten Kneipe, in der Männer in Gesellschaft ihr Bier trinken, ist für ihn von da an schon positiv besetzt. Vor allem als Seemann kehrt er dann immer wieder in Kneipen ein. Zunächst scheut er es, sein sowieso rares Geld dort auszugeben, aber dann gewinnt dieser Ritus Oberhand. Man gibt einen aus und man gehört dazu.
Es kommen aber Phasen in seinem Leben, in denen er oft monatelang nicht trinkt und auch gar nicht das Bedürfnis verspürt. Aber am Ende seiner Erzählung fasst er zusammen, dass es tatsächlich diese Anfänge waren, die ihn dann später zum Alkoholiker haben werden lassen.
Sein ganzes Leben liest sich wie ein Abenteuer. Er war ein ewig Suchender. Vor allem die Suche nach einer Beschäftigung, die ihn erfüllen sollte, zieht sich durch seine Jahre. Zu Beginn sieht er einfach nur zu, dass er das nötige Geld verdient und arbeitet unter anderem in einer Konservenfabrik. Der Verdienst ist gering und die Arbeit macht unglücklich. Daraufhin fährt er zur See und das ist eine Welt, in der er sich wohlfühlt. Doch Kopf und Geist möchten mehr. Nach zwei Jahren Gymnasium fängt er das Schreiben an, kann aber erstmal nicht davon leben. Erst ein paar Jahre später wird er ein bekannter Schriftsteller und findet darin seine Erfüllung. 

... das bewegte Herz

Mein Leserherz war sehr glücklich. Mit ganz viel Verve und schonungsloser Selbsterkenntnis erzählt Jack London aus seinem Leben. Wie gerne habe ich ihm gelauscht, wenn er auf See war, wenn er vom Lesen und Schreiben gesprochen hat, von seiner Suche nach dem Glück und seinem langen Kampf gegen die Alkoholsucht. Ein ganz großes Buch, intelligent und herzenswarm zugleich.

... ein Zitat 

"König Alkohol appelliert an Schwäche und Verfall, an Müdigkeit und Erschöpfung. Er lenkt uns ab. Und dazu lügt er beständig. Er leiht dem Körper Scheinkraft, dem Geist Scheinhöhe, gibt den Dingen einen trügerischen Schimmer, der sie weit schöner erscheinen lässt, als sie sind. Aber man darf nicht vergessen, dass König Alkohol verwandlungsfähig wie Proteus ist. Er naht sich als Helfer dem Schwachen und Erschöpften, als froher Kamerad dem Lebenslustigen und Unternehmenden, als aufrüttelnder Mahner dem Müßiggänger. Er kann jeden auf andere Art am Arm nehmen. Er tauscht alte Lumpen gegen neue, die Flitter der Einbildung gegen die derben Kleider der Wirklichkeit, und schließlich betrügt er so letzten Endes alle seine Anhänger."

... die Sprache

Sehr stark und bildreich. So mitreißend, dass man meint, man sei dabei, wenn das Schiff Kurs nimmt auf die "vulkanischen, bewaldeten Berge der Bonininseln" und "der Duft der fremdartigen Vegetation" heranweht.
Aus der Hand eines wirklich großen Autoren. 

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