Sonntag, 9. März 2014

"Arbeit und Struktur" von Wolfgang Herrndorf


Es bleibt in Erinnerung ...


... die Story

Wolfgang Herrndorf erhält 2010 die Diagnose: Gehirntumor, bösartig, nicht heilbar. Er stürzt sich in "Arbeit und Struktur", was zunächst als Blog geführt ist und wortwörtlich sagen möchte, dass seine letzten Tage nun Struktur brauchen, damit sie ihm viel Raum viel Dinge geben, die ihm wichtig sind. Er möchte seine angefangenen Bücher noch beenden (z.B. "Tschick") und die Zeit obendrein mit vielen Lesestunden füllen, was wie eine Hommage  an gewisse Werke und Autoren ist. Hervorgehoben werden unter anderem Dostojewski, Stendhal und Nabokov.
Es ist ein so  kluges Buch über Sinngebung im Leben, das Nutzen von Zeit, die Wirkung von Literatur und die Aufrichtung der Seele durch das eigene Schreiben. Er verabschiedet sich langsam und konzentriert und betrachtet den kommenden Tod eingehend. Wolfgang  Herrndorf plant, sich am Ende zu erschießen. Als er all das dem Leben nochmal abgewrungen hat, was ihm wichtig schien, tut er es tatsächlich.

... das bewegte Herz

Es gibt in diesem Buch keinen Moment, der nicht bewegt. Vor allem vielleicht die Ausfälle, Schmerzen, Demütigungen und Operationen, die er in Kauf nimmt, nur um Zeit zu gewinnen.
Die Liebe zur Literatur!

... ein Zitat

"Warum ich? Warum denn nicht ich? Willkommen in der biochemischen Lotterie."
" "Ein Jahr in der Hölle, aber auch ein tolles Jahr. Im Schnitt kaum glücklicher oder unglücklicher als vor der Diagnose, nur die Ausschläge nach beiden Seiten größer."

... die Sprache

Genial. Viele Formulierungen haben mich begeistert und ich habe sie mir notiert. Herrndorf amüsiert und schreibt ausgeklügelt sowie intelligent. Gefühle kommen eins zu eins rüber. Ein großer Erzähler.



Selten  so lange überlegt, welches Zitat (welche Zitate) ich wählen soll. Es gibt so viele bemerkenswerte Stellen in diesem Buch.
Ich beschließe "Tschick" zu lesen.

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